Haiti-Expertin: "Der Staat schützt die Menschen nicht"
DW
Nicht erst seit der Entführung von 17 Nordamerikanern ist die Angst vor Entführungen in Haiti groß: "Die Gefahr ist sehr präsent", sagt Daniela Simm von der Diakonie Katastrophenhilfe im Interview mit der DW.
Mehr als 600 Menschen wurden in diesem Jahr bereits in Haiti entführt - mehr als doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr. Am Samstag traf es 17 Menschen aus den USA und Kanada, darunter Mitarbeiter einer christlich-missionarischen Hilfsorganisation. Offenbar wurden sie im Viertel Croix des Bouquets in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince gekidnappt, wo die Gang "400 Mawozo" das Sagen hat.
Bandenkriminalität ist in Haiti kein neues, aber ein wachsendes Problem, begünstigt von der Schwäche des Staates. Der befindet sich nicht erst seit dem Mord an Präsident Jovenel Moïse und einem schweren Erdbeben im Süden des Landes in der Krise. Daniela Simm koordiniert die Arbeit der Diakonie Katastrophenhilfe in Lateinamerika und der Karibik. Die DW hat mit ihr über die Bedrohungslage gesprochen und sie gefragt, was Hilfsorganisationen tun können, um das Risiko zu minimieren.