Habeck: "Zuschauen ist die größere Schuld"
DW
Pazifismus sei derzeit "ein ferner Traum", sagt der grüne Vizekanzler - weil ganz in der Nähe ein Krieg tobt. Ein FDP-Politiker kritisiert die Ostermarschierer gar als "fünfte Kolonne" Moskaus.
Vizekanzler Robert Habeck hat an die Teilnehmer der diesjährigen Ostermärsche appelliert, sie müssten deutlich machen, dass sie sich gegen den Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin richteten. Für ihn sei "Pazifismus im Moment ein ferner Traum", sagte der Grünen-Politiker der Funke-Mediengruppe.
Weil Kriegsverbrechen "offenkundig Teil" des militärischen Vorgehens in der Ukraine seien, weil wehrlose Zivilisten gezielt getötet, Kriegsgefangene hingerichtet und Familien ermordet würden, gelte für ihn, "dass Zuschauen die größere Schuld" wäre, so der Wirtschaftsminister.
Es sei "eindeutig, wer in diesem Krieg Angreifer ist und wer sich in schwerer Not verteidigt und wen wir unterstützen müssen - auch mit Waffen", betonte Habeck mit Blick auf die Ukraine, deren Präsident Wolodymyr Selenskyj auch Deutschland zur raschen Lieferung schwerer Kriegswaffen drängt.
Ähnlich äußerte sich der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Das Motto "Frieden schaffen ohne Waffen" bedeute aktuell eine Arroganz gegenüber den Menschen in der Ukraine. "Pazifismus auf Kosten anderer ist zynisch", sagte der SPD-Politiker dem Bayerischen Rundfunk.
Die Ukraine habe ein Recht auf Selbstverteidigung und darauf, Unterstützung zu fordern. "Wir haben zu überlegen, in welch angemessener Form wir dieser Forderung nachkommen. Das ist nicht friedensfeindlich." Gleichzeitig bekannte sich der engagierte Katholik zur christlichen Friedensethik. Das Bibelwort "Schwerter zu Pflugscharen" sei zwar eine Utopie, müsse aber immer wieder in den aktuellen Kontext übersetzt werden, so Thierse.