Haarbilder und Adventsstern: Schau zu 300 Jahre Herrnhut
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Herrnhut (dpa/sn) - Archivalien, Kunstwerke und Gegenstände zeichnen ab Samstag im Völkerkundemuseum Herrnhut die Geschichte der Stadt im Osten Sachsens nach. Zum 300-jährigen Bestehen wurden Exponate aus Beständen der Staatlichen Ethnologischen Sammlungen, der Brüdergemeine Herrnhut und des Unitätsarchivs der Evangelischen Brüder-Unität um den Fundus des Heimatmuseums versammelt. Nach Angaben von Projektleiterin Silke Piwko ist es die erste Sonderschau dieser Dimension zu dem Thema.
Unter dem Titel "Aufbruch. Netz. Erinnerung" illustrieren bis Ende November Dokumente wie die erste handschriftliche Gemeindeordnung von 1727 oder ein Lesezeichen mit dem Aufdruck "Schwerter zu Pflugscharen" von 1981 den Wandel der Zeit. So stehen ein Tablett mit Geschirr für eine "Liebesmahlfeier", Utensilien der Herrnhuter Lospraxis sowie "Schwesternhäubchen" mit Bändern in unterschiedlicher Farbe für die religiösen Wurzeln, ein Haarbild zeugt von einer Tradition im Biedermeier, und Bleiglasfenster erinnern an den Witwenhausbrand von 1921.
Größtes Ausstellungsstück ist eine Kirchenglocke von 1768. Das Spektrum reicht vom Feuerlöscheimer aus dem 19. Jahrhundert über das Fragment der Herrnhuter Wasserleitung aus dem 18. Jahrhundert, einen Missionarsatlas oder Seehundleder-Stiefeln bis zu in Herrnhuter Kleisterpapier eingeschlagenen Büchern und Herrnhuts Exportschlager: einem gelben Adventsstern.
Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) gewährte den Nachfahren der Böhmischen Brüder und Glaubensflüchtlingen Asyl auf seinem Gut und gründete mit ihnen 1722 den Ort "unter des Herrn Hut". Aus der Siedlung entwickelte sich schnell ein bedeutender Platz für Handwerk und Handel. Durch Ausbreitung und Missionstätigkeit der Herrnhuter Brüdergemeine wurde der Ort zum Zentrum einer global vernetzten kirchlichen Erneuerungsbewegung.