Häusliche Gewalt nimmt auch nach Corona weiter zu
n-tv
Die Zahlen sind erschreckend: Fälle von häuslicher Gewalt steigen gegenüber dem Pandemie-Jahr 2021 um fast zehn Prozent, meistens sind Frauen betroffen. Mit Corona und einem raueren gesellschaftlichen Klima sei "im Zuhause mehr Gewalt eingezogen", sagt NRW-Innenminister Reul. Experten haben jedoch eine weitere Erklärung.
Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland hat einem Bericht zufolge im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf die Innenministerien und Landeskriminalämter der 16 Bundesländer berichtet, wurden bundesweit 179.179 Opfer polizeilich registriert. Das entspricht demnach einem Anstieg von 9,3 Prozent gegenüber dem Pandemie-Jahr 2021. Als Täter werden dem Bericht zufolge Partner, Ex-Partner und Familienangehörige erfasst. Zwei Drittel der Opfer sind Frauen. Die Dunkelziffer ist hoch, weil sich viele nicht trauen, Anzeige zu erstatten.
Beim Vergleich der Bundesländer verzeichnet das Saarland dem Bericht zufolge mit 19,7 Prozent (3178 Opfer) den stärksten Zuwachs. Dahinter kommen Thüringen (plus 18,1 Prozent, 3812 Opfer) und Baden-Württemberg (plus 13,1 Prozent, 14.969 Opfer). Insgesamt melden demnach 15 Bundesländer deutlich mehr Opfer. Deren Zahl sank nur in Bremen (minus 13,6 Prozent, 2615 Opfer). Nordrhein-Westfalen weist 37.141 Opfer (plus 8,5 Prozent) aus.
Auffällig ist, dass im bevölkerungsreichsten Bundesland die Zahl der Körperverletzungen bei häuslicher Gewalt im Fünf-Jahres-Vergleich um 26,2 Prozent gestiegen ist. NRW-Innenminister Herbert Reul sagte dazu: "Die Zündschnur ist bei vielen Menschen kürzer geworden und der allgemeine Ton rauer. Das gesellschaftliche Klima hat sich verändert." Dies mache auch an den Haustüren nicht Halt. "Zuhause ist mehr Gewalt eingezogen."