Härtere Corona-Beschränkungen in Sicht
ProSieben
Nach langem Ringen zwischen Bund und Ländern drängt die Zeit, um die bedrohliche vierte Corona-Welle abzubremsen. Konkrete zusätzliche Maßnahmen sollen in der neuen Woche greifen.
m Kampf gegen die dramatische Corona-Lage in Deutschland rücken flächendeckende neue Schutzregeln näher - und erste drastische Gegenmaßnahmen in besonders kritischen Regionen. Das bundesweit mit am stärksten betroffene Bayern kündigte am Freitag strikte Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte an, alle Diskotheken und Bars müssen dort bald für drei Wochen schließen. Der Bundesrat machte den Weg für Zugangsregeln nur für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) am Arbeitsplatz, in Bussen und Bahnen frei. In Kraft treten kann das am Vortag vom Bundestag beschlossene Gesetz von SPD, FDP und Grünen mit weiteren Regelungen zur Corona-Eindämmung voraussichtlich Mitte kommender Woche. Die Pandemie-Lage spitzt sich weiter zu.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, mahnte in Berlin: "Ganz Deutschland ist ein einziger großer Ausbruch. Das ist eine nationale Notlage. Wir müssen jetzt die Notbremse ziehen." In vielen Regionen seien Klinken am Anschlag, die Versorgung sei dort teils nicht mehr gewährleistet. Es brauche "massive Kontaktreduktion, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen". Es gelte, wenn möglich zu Hause zu bleiben, Großveranstaltungen abzusagen und "Hotspots" wie schlecht belüftete Bars und Clubs zu schließen. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, allein mit Impfen sei das nötige kurzfristige Brechen der Welle nicht mehr zu erreichen.
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen stieg laut RKI weiter auf 340,7 - vor einem Monat lag die Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 75,1. Die Gesundheitsämter meldeten binnen eines Tages mindestens 52.970 Neuinfektionen. Zahlen aus dem massiv betroffenen Land Sachsen fehlten am Freitag aber zunächst.
Für Bayern mit einer hohen Sieben-Tage-Inzidenz von 625,3 kündigte Ministerpräsident Markus Söder harte Gegenmaßnahmen an, die ab nächstem Mittwoch greifen sollen. "Wir handeln rasch, konsequent und sofort - und hoffen sehr, dass es wirkt", sagte der CSU-Politiker. Weihnachtsmärkte fallen aus. Kultur- und Sportveranstaltungen dürfen nur in kleinerem Rahmen stattfinden. Treffen dürfen sich noch maximal fünf Personen aus zwei Haushalten, Kinder unter zwölf und Geimpfte nicht mitgezählt. In Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 soll das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren werden. Kitas und Schulen sollen aber in ganz Bayern offen bleiben.