Großer Verbesserungsbedarf bei Leichter Sprache im Internet
DW
Leichte Sprache soll das Lesen für Menschen mit Lernschwierigkeiten, bestimmten Behinderungen und geringen Deutschkenntnissen erleichtern. Im Internet gibt es aber nur wenig Hilfe für sie, kritisieren Experten.
Menschen mit Lernschwierigkeiten können im Internet nicht schnell nachlesen, was sie gerade interessiert. Denn die meisten Internetseiten sind in Standardsprache verfasst, die für sie oft nur schwer verständlich ist. Sie sind auf Informationen in der sogenannten Leichten Sprache angewiesen. Doch die ist im deutschsprachigen Internet kaum verbreitet.
Studien darüber, wie hoch der Anteil von Seiten in Leichter Sprache im Vergleich zum World Wide Web in Standardsprache tatsächlich ist, gibt es derzeit noch nicht. Thorsten Lotze, Vorstandsmitglied vom Netzwerk Leichte Sprache, schätzt aber, dass der Anteil sehr gering ist. „Leichte Sprache kostet Zeit und Geld“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Unternehmen sähen es oft nicht als erforderlich an, ihre Internetseiten in Leichte Sprache zu übersetzen.
Besser sähen die Webseiten von Behörden und Ministerien aus, sagt Lotze. Sie seien durch Gesetze oder auch selbst auferlegte Pläne dazu verpflichtet, bestimmte Informationen im Internet in Leichter Sprache anzubieten. So gibt etwa eine Verordnung zur barrierefreien Informationstechnik vor, dass alle Bundesbehörden grobe Informationen zu ihren Inhalten sowie Hinweise zur Navigation in Leichter Sprache bereitstellen müssen. Diese Vorgabe hielten die Bundesbehörden weitgehend ein, bestätigt Katrin Lang, die ihre Doktorarbeit zu barrierefreier Onlinekommunikation von Behörden an der Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim geschrieben hat.
Fraglich sei allerdings, ob die Vorgaben sinnvoll sind, gibt Lang zu bedenken. Sie zweifelt daran: Bislang sei nur vorgeschrieben, sogenannte Meta-Texte in Leichter Sprache zu veröffentlichen. Doch die hätten kaum einen Mehrwert, weil darin nur nachzulesen sei, wie die Webseite aufgebaut ist und welche Informationen in Leichter Sprache zu finden sind. Ab und zu gebe es noch Hinweise zu dem eigentlich interessanten Arbeitsfeld. „Sie bekommen, überspitzt formuliert, einen kleinen Eindruck von dem, was man lesen kann – wenn man lesen könnte“, sagt Lang.
Auf der Webseite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zum Beispiel ist das Symbol für Leichte Sprache – eine lesende Person mit Buch – zwar problemlos zu finden. Doch die Informationen in Leichter Sprache sind dort begrenzt: So wird etwa erklärt, was die Aufgabe des Ministeriums ist, wie die Navigationsleiste zu bedienen ist und in welcher Rubrik sich alles zum Thema Arbeitslosengeld nachlesen lässt. Öffnet man die entsprechende Rubrik - in diesem Fall „Arbeit“ -, gibt es allerdings nur Informationen in Standardsprache. Leserinnen und Leser mit Leseschwäche können sich also faktisch nicht selbst auf der Internetseite des Ministeriums informieren.