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Großbritannien: Pufferzonen als Schutz vor Abtreibungsgegnern
DW
"Lebensschützer" machen in vielen Ländern verstärkt mobil. In Großbritannien dürfen sie sich nun nicht mehr vor Kliniken stellen. Wie werden Frauen, die abtreiben wollen, anderswo vor einem Spießrutenlauf geschützt?
Am 20. Januar ist wieder soweit: Dann werden sich Hunderttausende Abtreibungsgegnerinnen und -gegner in Washington D.C. versammeln, um gegen die, wie sie es nennen, "bedeutendste Menschenrechtsverletzung unserer Zeit" zu protestieren. Dabei hatten sie zuletzt wenig zu beklagen: Das seit 1973 in den USA landesweit verbriefte Recht auf Schwangerschaftsabbrüche wurde in diesem Jahr vom Supreme Court kassiert, einige konservativ regierte US-Bundesstaaten haben danach Abtreibungen massiv eingeschränkt.
Der alljährliche "March for Life" ("Marsch für das Leben") in der US-Hauptstadt ist dabei nur die größte und bekannteste von vielen Protestveranstaltungen der selbsternannten Lebensschützer - in den USA und mittlerweile in vielen anderen Ländern. Zahlreiche Gruppen, die in den Vereinigten Staaten gegründet wurden, haben inzwischen Ableger in Europa, Afrika und Asien.
Eine der größten Organisationen ist die christliche "40 Days For Life", lokale Gruppen gibt es mittlerweile auf allen Kontinenten. Abgesehen von Demonstrationen liegt der Fokus der Lebensrechtsbewegung vor allem darauf, sich vor Beratungszentren, Arztpraxen und Abtreibungskliniken zu positionieren, Frauen anzusprechen und im besten Fall umzustimmen.
Rachael Clarke arbeitet für den "British Pregnancy Advisory Service" (BPAS), Großbritanniens größten Anbieter staatlich finanzierter Abtreibungsbetreuung. Sie kennt die Methoden der Abtreibungsgegner: "Meist sind es nur relativ wenige Leute, zwischen drei und acht, die sich vor eine Klinik stellen. Sie haben oft Schilder dabei, mit Bildern von Föten darauf, mal drastisch, mal eher religiös. Sie geben den Frauen Flugblätter mit falschen medizinischen Informationen, haben Rosenkranzperlen dabei, manchmal in rosa und blau. Sie nennen die Frauen vielleicht 'Mama' und folgen ihnen auf der Straße."
Laut Clarke gab es, seit sie 2017 anfing, für die Wohltätigkeitsorganisation zu arbeiten, keine einzige Woche, in der sie nicht von Managern von BPAS-Kliniken gefragt wurde: "Hier stehen Leute und belästigen Frauen, können Sie mir sagen, was ich tun soll?" Das sei wirklich ein großes Problem.