Großbritannien: Johnsons Drama bleibt erneut ohne Konsequenzen
Frankfurter Rundschau
Der britische Premier gerät durch Ermittlungen zu mehreren Lockdown-Partys zwar immer mehr unter Druck, doch das Amt wird es ihn nicht kosten. Ein Kommentar.
Nein, die Ermittlungen von Scotland Yard gegen Boris Johnson zu mehreren Lockdown-Partys werden den britischen Premier nicht das Amt kosten. Sie verlängern lediglich die lange Liste der Verfehlungen des Regierungschefs und sorgen weiter für Schlagzeilen.
Doch leider ist entscheidender, dass die Britinnen und Briten Mister Brexit erstaunlich viel durchgehen lassen. Noch wichtiger ist, dass ihn seine Partei noch immer stützt. Das mag sich in dieser Woche ändern, wenn die Ergebnisse der internen Untersuchung der Spitzenbeamtin Sue Gray zu den mutmaßlich illegalen Partys veröffentlicht werden.
Doch bislang gibt es keinen Gegenkandidaten aus den eigenen Reihen. Und selbst wenn noch jemand auftaucht, wird es alles andere als leicht, Johnson aus dem Amt zu drängen, wie das Beispiel seiner Vorgängerin Theresa May zeigt.
Johnson selbst wird nicht zurücktreten, sondern sich eher erneut mit einem Trick Luft verschaffen, so wie in der vergangenen Woche, als er sich im Parlament entschuldigte. Das Schmierentheater in Großbritannien wird also leider noch weitergehen. (Andreas Schwarzkopf)