Großbritannien: Brexit beeinträchtigt britische Impfkampagne gegen Grippe
Frankfurter Rundschau
Wegen „unvorhergesehener Schwierigkeiten“ bei britischen Logistikunternehmen verzögert sich die diesjährige Grippe-Impfstofflieferung im Land. Auslöser ist der Brexit.
London - Wer sich in den nächsten Wochen in Großbritannien - vor allem in England und Wales - gegen die Grippe impfen lassen möchte, muss sich in vielen Fällen noch einige Wochen gedulden - denn der Impfstoff ist dortzulande aktuell ein rares Gut. Grund dafür sind die „unvorhergesehenen Schwierigkeiten“, die das Fehlen etlicher Lkw-Fahrer:innen aus dem europäischen Ausland bei britischen Logistik-Dienstleistern ausgelöst haben. Kurzum: Es gibt seit dem Brexit zu wenige Fernfahrer:innen im Land, der Impfstoff kommt aus diesem Grund nicht dahin, wo er benötigt wird. Dass neben der Belieferung von Supermärkten und Gastronomie-Betrieben nun auch der Gesundheitssektor betroffen ist, bezeichnet Richard Vautrey vom Ärzteverband British Medical Association als „äußerst beunruhigend“ und fordert: „Wir müssen die Regierung fragen, was sie genau unternimmt, um dieses Problem rasch zu lösen“. Zuletzt hatten auch die Chefs der großen Supermarktketten im Gespräch mit der BBC von der Regierung unter Premierminister Boris Johnson nach schnellen Lösungen gerufen. Dazu gehörten etwa eine Aufwertung des Fernfahrerberufs, um die Branche für Berufseinsteiger:innen attraktiver zu machen. Die britische Regierung hatte kürzlich eine Rekordkampagne zur massenhaften Impfung gegen die Wintergrippe angekündigt. In den kommenden Wochen sollten demnach mehr als 35 Millionen Menschen geimpft werden. Hintergrund sei die ausgebliebene große Grippe-Epidemie im vergangenen Winter wegen der Corona-Einschränkungen: „Wir wissen, dass wir bei geringer Grippeverbreitung im Vorjahr im darauffolgenden Jahr oft hohe Infektionsraten haben“, sagte Anthony Harnden vom wissenschaftlichen Ausschuss für öffentliche Impfkampagnen der BBC. Darum sei es „sehr wichtig, sich gegen Grippe impfen zu lassen, und zwar so früh wie möglich“, sagte der Mediziner.More Related News