Griechenland: Geflüchtete kommen aus dem Dschungel in die Wüste
Frankfurter Rundschau
Auf der griechischen Insel Lesbos leben Migrantinnen und Migranten nach der Zerstörung des Camps Moria unter teils unwürdigen Bedingungen.
Lesbos – Zwei Männer stützen Khaled Alafaat, als er aus seinem elektrischen Rollstuhl heraus nach den Krücken greift. Dann zieht sich der Mann hoch und zwingt einen Fuß vor den anderen. „Nur noch einen Schritt“, den Satz wiederholt der junge Syrer dabei wie ein Mantra. Im Nebenzimmer packen zwei Krankenschwestern und ein Helfer der Praxis für Physiotherapie von „Earth Medicine“ mit an, um die 61-jährige Afghanin Fatima Rezaie aus ihrem Rollstuhl auf eine Liege zu legen. Dem Körper der kleinen Frau fehlt nach einem Schlaganfall jede Muskelspannung. Er liegt völlig schlaff in den Armen der Helfenden. Die Frau ist seit dem Schlaganfall stumm, während der Prozedur hält sie ihre Augen fest geschlossen. Die Chilenin Fabiola Velasquez leitet das Team von „Earth Medicine“ in Mytilini, der größten Stadt der griechischen Insel Lesbos. Sie will heute Alafaats Gliedmaßen vermessen. Velasquez sucht nach einem neuen Rollstuhl für den 33-Jährigen. Er lebt in dem in Deutschland Kara Tepe genannten Zeltlager für die obdachlosen Migrantinnen und Migranten, die nach dem Brand im Camp Moria auf einem ehemaligen Schießgelände der griechischen Armee am Strand von Lesbos untergekommen sind.More Related News