Grausamer Mord im Iran: Justizkritik nach Tod von junger Ehefrau
Frankfurter Rundschau
Nach dem grausamen Mord einer 17-Jährigen gibt es Kritik am Justizsystem des Iran. Bei sogenannten „Ehrenmorden“ fällt die Strafe oft milder aus.
Teheran – Ein brutaler Mord sorgt im Iran für Entsetzen sowie Kritik am Justizsystem des Landes. Nachdem ein Mann seine Ehefrau getötet hat, steht nun die Frage nach der Einordnung der Tat im Raum. Dabei wird das Konzept des sogenannten „Ehrenmordes“ kritisiert und infrage gestellt.
Der Mann hatte seine Ehefrau am Wochenende in Ahwas im Südwesten des Iran getötet. Er enthauptete die Frau, die nur 17 Jahre alt war, wie unter anderem die Nachrichtenagentur ISNA berichtete. Danach ging er mit ihrem Kopf in der Hand auf die Straße. Inzwischen ist der Mann gefasst.
Am Donnerstag (10.02.2022) teilte die Staatsanwaltschaft des Iran mit, dass sowohl der Mann als auch dessen Bruder verhaftet worden seien. Schon bald wolle man die beiden vor Gericht stellen, so die Behörde. Beobachter stellen sich nun die Frage, wie die Anklage gegen den Ehemann und dessen Bruder lauten wird. Für „Ehrenmord“ im Iran gilt nämlich bis heute ein eigener rechtlicher Rahmen.
Für Mord wird im Iran üblicherweise die Todesstrafe verhängt. Bei der Ermordung von Familienmitgliedern im Namen der vermeintlichen Ehre werden hingegen oft mildere Strafen ausgesprochen. Im Iran werden solche Morde religiös und teilweise auch gesellschaftlich immer noch als legitim eingestuft. Seit dem grausamen Mord in Ahwas wird die Kritik an dem Konzept sowie der iranischen Rechtslage dazu allerdings immer lauter.
Kritiker fordern jetzt von der Justiz sogenannte „Ehrenmorde“ auch als Mord einzustufen, und dafür die gleiche Strafe zu verhängen. Der Oberstaatsanwalt des Iran, Mohammed Dschafar Montaseri, gab zur Einordnung der Tat vom Wochenende keine klare Antwort. Laut ihm seien das Internet und die sozialen Medien die Ursache für solche Taten. Es bleibt deshalb abzuwarten, für welche Anklage sich die Staatsanwaltschaft entscheidet.