
Granit Xhaka: Das verbindende Element im Leverkusener Spiel
Frankfurter Rundschau
Der Schweizer Granit Xhaka zeigt beim 3:0 in Gladbach seine ganze Klasse und hat mit Leverkusen in dieser Saison Großes vor.
Granit Xhaka hatte es sich schon mal ein bisschen gemütlich gemacht an seiner früheren Wirkungsstätte. Auf weißen Socken und lässig gegen ein Geländer gelehnt stand der Schweizer Nationalspieler vor dem Spielertunnel im Borussia-Park – dort, wo er von 2012 bis 2016 selbst gekickt hatte. „Ach ja“, sinnierte er, „ich bin mit knapp 20 hierhergekommen, jetzt werde ich bald 31.“ Dann sprach er von den sieben Jahren beim FC Arsenal, die sich an seine Zeit am Niederrhein anschlossen, erwähnte dabei ganz unbescheiden, dass man sich „im Ausland natürlich eine andere Form holt“. Tja, und nun in Leverkusen sei das so: „Ich spüre, dass ich enorm viel Selbstvertrauen habe.“
Beim souveränen 3:0 der Werkself in Gladbach brachte Xhaka die auf der britischen Insel erworbenen Qualitäten wieder zuverlässig mit ein – in einem Ensemble, das mit extrem sicherem Passspiel, gedanklicher Schnelligkeit und einer sehr geringen Fehlerquote dafür sorgte, dass die Borussia von Beginn an heillos überfordert war. „Das war ein absolut verdienter Sieg, auch in der Höhe. Leverkusen hat eine starke Mannschaft, nicht nur individuell, auch im Kollektiv. Sie haben uns im Gegenpressing immer gleich die Chancen genommen, und wir haben es nicht geschafft, technisch sauber zu bleiben. Dadurch waren wir gezwungen, viel dem Ball hinterherzulaufen“, fasste Gerardo Seoane den ernüchternden Auftritt seines Teams zusammen.
Bis zu seiner Entlassung im vergangenen Herbst saß der polyglotte Schweizer 15 Monate lang bei Bayer im Cheftrainersessel. Nun muss er den personellen Umbruch bei der Borussia möglichst geschickt dirigieren und stellte nach den ersten beiden Ligapartien mit insgesamt sieben Gegentreffern fürs Erste fest: „Wir wussten, dass das eine schwierige Saison wird. Hoffentlich gelingt es uns in der nächsten Woche besser, die Bälle auch unter Druck zu behaupten.“
Am kommenden Samstag spielen die Bayern in Gladbach vor. Und nach der anschließenden Länderspielpause werden dann die Leverkusener, am nächsten Wochenende Gastgeber von Aufsteiger Darmstadt, zum Spitzenspiel nach München reisen. „Ich denke nur an Darmstadt, und danach vielleicht an die Bayern“, beteuert Cheftrainer Xabi Alonso, für den der ersehnte perfekte Einstieg in die Saison mit neun Punkten aus den drei Auftaktspielen nun schon sehr nah ist.
Am Sonntag konnte der Werksklub zudem die Verpflichtung von Nathan Tella (24) vom FC Southampton bekanntgeben. Der vielseitig einsetzbare Rechtsaußen ist Leverkusens teuerster Transfer in diesem Sommer, inklusive Boni soll er 23 Millionen Euro kosten. Bayers ohnehin schon bemerkenswerte Einkaufstour für die frisch begonnene Spielzeit ist damit abgerundet. Und passend dazu gab Jonas Hofmann, von den Gladbacher Fans konsequent ausgepfiffen, noch ein letztes Statement zum medialen Theater um seinen Wechsel aus dem Borussia-Park an die Dhünn ab, als er – ohne den Namen von Borussias Sport-Geschäftsführer Roland Virkus explizit zu nennen – erklärte: „Für mich war das auch ein bisschen Kindergarten, ehrlicherweise.“