Glanz und Tragik der Tennislegende Gottfried von Cramm
Frankfurter Rundschau
Gottfried von Cramm war einer der elegantesten Tennisspieler aller Zeiten. Doch er war auch bisexuell und setzte sich für einen jüdischen Wegbegleiter ein. Das wurde ihm unter den Nazis zum Verhängnis.
Berlin – Lange vor Boris Becker und Steffi Graf gab es schon einen deutschen Weltstar im Tennis, der heute zu Unrecht etwas in Vergessenheit geraten ist. Gottfried von Cramm (1909-1976) war der wohl glamouröseste Tennisspieler, den Deutschland je hatte.
Doch der populäre Sportler war auch eine zerrissene Figur, ein Solitär, dessen unangepasster Charakter und Lebensstil weder so recht in die Nazi- noch in die biedermeierliche Adenauerzeit passen wollte. Cramms Bisexualität hatte tragische Konsequenzen für ihn und führte zu einem unheilbaren Bruch in seiner Karriere. Nachzulesen ist das jetzt in der lesenswerten Biografie von Jens Nordalm, „Der schöne Deutsche. Das Leben des Gottfried von Cramm“.
Wie schon die Zeitgenossen ist auch der Autor fasziniert von seinem schillernden Protagonisten mit seiner geradezu filmreifen Lebensgeschichte. Der norddeutsche Adelige Cramm vereinte herausragende Tenniskunst mit Noblesse, blendendem Aussehen und gewinnendem Auftreten. Vor allem galt er als Inbegriff des Fair Play. Kein Wunder, dass er sich vor Bewunderern und vor allem Bewunderinnen kaum retten konnte.