Gisbert zu Knyphausen singt Schubert: Weltschmerz, so ganz ohne Frack
Frankfurter Rundschau
„Lass irre Hunde heulen“: Schubert-Lieder von Gisbert zu Knyphausen.
Als Kind muss Franz Schubert eine schöne Stimme gehabt haben. Einen hohen, klaren Sopran, darum wurde er ins Wiener Stadtkonvikt aufgenommen. Doch wie klang seine Stimme als Mann? Wir wissen, dass er viele seiner Lieder selbst gesungen hat, wenn er nicht gerade einen besseren Sänger zur Hand hatte. Eine Opernstimme wird er nicht, einen schön lyrischen Tenor könnte er gehabt haben. Davon war aber nie die Rede, wenn es um die Beschreibung seiner Person geht.
Vielleicht sang Schubert auch ganz kunstlos, vielleicht kehlig. Er sang seine Lieder in Hinterzimmern von Wirtshäusern, für seine Freunde, das Hammerklavier dazu war sicher kein Prachtinstrument, manchmal musste eine Gitarre reichen. Dafür dürfte er auch freier mit Verzierungen umgegangen sein als heutige Konzertsänger, dafür gibt es jedenfalls Hinweise.
So wie Gisbert zu Knyphausens Stimme wird die des Komponisten Schubert sicher nicht geklungen haben. Nicht so heiser, so ungeschult, ja dilettantisch, das soll nicht böse gemeint sein. Doch wenn dieser aus dem Rheingau stammende Singer-Songwriter Schubert-Lieder singt, ist er vom originalen Schubert-Ton vielleicht gar nicht einmal viel weiter weg als der befrackte Startenor beim Liederabend in der Philharmonie.