Gibt es Leben auf Ganymed? Wie ein solcher Fund die Esa-Mission „Juice“ beeinflussen würde
Frankfurter Rundschau
Sollte die Esa-Raumsonde „Juice“ auf dem Jupiter-Mond Ganymed Leben finden, dürfte sich das Ende der Mission verändern.
Paris – Im April beginnt für die Raumsonde „Juice“ der europäischen Raumfahrtorganisation Esa eine weite Reise durchs Sonnensystem: Etwa 600 Millionen Kilometer muss „Juice“ zurücklegen, um das Ziel der Mission zu erreichen: Den Planeten Jupiter und drei seiner Monde, namentlich Kallisto, Europa und Ganymed. Diese drei stehen im Verdacht, dass sie unter ihren eisigen Hüllen Ozeane beherbergen. „Juice“ soll unter anderem herausfinden, ob es im Inneren der drei Monde die richtigen Bedingungen für die Existenz von Leben gibt oder einst gab.
Was „Juice“ herausfindet, wird nicht nur möglicherweise das Wissen über Leben in unserem Sonnensystem verändern, sondern hat auch das Potenzial, das Ende der „Juice“-Mission zu beeinflussen. Derzeit ist geplant, dass die Raumsonde im September 2035 auf den Mond Ganymed stürzt und dort zerschellt. Sollte sich jedoch vorher herausstellen, dass es auf Ganymed möglicherweise Leben gibt, das durch den Absturz kontaminiert werden könnte, darf die Sonde dort eigentlich gar nicht zum Absturz gebracht werden.
Doch von vorne: Für interplanetare Missionen wie „Juice“ gilt das Prinzip der „planetary protection“ (planetarer Schutz). Es geht darum, eine biologische Kontamination des Ziel-Himmelskörpers und der Erde (bei einer Rückführung von Proben) zu vermeiden. Das Committee on Space Research (COSPAR) hat dazu verschiedene Kategorien aufgestellt, die von Missionsplanern berücksichtigt werden müssen:
Derzeit gilt der Jupiter-Mond Europa als ein Ziel der Kategorie III, während der Jupiter-Mond Ganymed in der Kategorie II einsortiert wurde. „Die Einstufung des Planeten Ganymed beruht auf der Wahrscheinlichkeit, dass lebende Organismen von der Erde, die von der Raumsonde zu Ganymed gebracht werden, bis an die Grenzfläche zwischen Eis und Ozean vordringen können“, erklärt die Esa-Forscherin Claire Vallet gegenüber dem Portal Space.com.
Die größte Einschränkung für „Juice“ ist aus Sicht des planetaren Schutzes derzeit, dass die Raumsonde nicht versehentlich auf dem Mond Europa abstürzen darf. Die Forschung geht davon aus, dass der Ozean im Inneren von Europa nur von einer dünnen Eisschicht (etwa 15 bis 24 Kilometer) bedeckt ist. Deshalb ist ein Austausch von Material über und unter der Eisoberfläche möglich. Irdisches Material, das auf dem Eis landet, könnte in den Ozean gelangen – und so die Suche nach Leben auf dem Jupiter-Mond Europa erschweren.