Ghana: Afrikaspiele trotz Wirtschaftskrise?
DW
Drei Milliarden US-Dollar Finanzhilfe sollen Ghanas Wirtschaft retten. Trotz der Krise will die Regierung Ausrichter der Afrikaspiele bleiben. Doch in der Hauptstadt Accra überwiegt die Skepsis.
"Über 200 Millionen US-Dollar sind schon in das Projekt geflossen", gibt sich Dan Kwaku Yeboah gegenüber der DW erneut kämpferisch. "Die Bauarbeiten laufen. Und trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen ist die Regierung zu hundert Prozent entschlossen, dass Ghana die Spiele ausrichtet", betont der Sprecher des Organisationskomitees der Afrikaspiele in Ghanas Hauptstadt Accra.
Die Zweifel an dem Multimillionen-Event waren zuletzt gewachsen. Das westafrikanische Land steckt mitten in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Inflation lag im April bei gut 40 Prozent, die Kosten für Lebensmittel schossen um knapp 60 Prozent nach oben. Viele Menschen setzt das in ihrem Alltag in Ghana unter Druck. Den spürt auch die Regierung in Accra, die zuletzt internationale Kredite nicht mehr zurückzahlen konnte, was die Lage weiter verschärfte.
Vor diesem Hintergrund ist die Erleichterung greifbar, die sich Ende Mai im weit entfernten Washington D.C. breit macht. Ghana bekommt drei Milliarden US-Dollar vom Internationalen Währungsfonds (IWF), um seine Wirtschaft zu stabilisieren. In "Rekordzeit" von wenigen Monaten sei der Deal abgeschlossen worden hebt Ken Ofori-Atta, Ghanas Finanzminister, hervor. Der IWF-Beauftragte für Ghana, Stephane Roudet, verweist auf die Bedingungen die das westafrikanische Land dafür erfüllen muss: "Eines der Schlüsselelemente ist das sehr umfangreiche und ehrgeizige Programm zur Haushaltskonsolidierung." Ghanas Regierung muss ihre Ausgaben in den Griff bekommen und gleichzeitig die Einnahmen erhöhen, sonst kommt kein Geld vom IWF.
Das löst selbst bei denen Skepsis aus, die Ghanas Gastgeberolle im Grunde positiv sehen, wie Sportjournalist Michael Nsiah Otchere: "Ich glaube nicht, dass es finanzielle Mittel geben wird, die sicherstellen, dass wir die Spiele ausrichten oder sogar gute Ausrichter sein zu können", erklärt er im DW-Interview mit Blick auf den IWF-Deal. Auch wenn die größten Investitionen schon geflossen sind, bringt die Ausrichtung noch erhebliche Kosten mit sich. Die Afrikaspiele sind schließlich das größte Multisport-Event des Kontinents. Mehr als 5000 Sportlerinnen und Sportler aus 55 Nationen werden in Ghana erwartet. Für neun der insgesamt 25 Sportarten, darunter Schwimmen, Radfahren und Basketball, dienen die Wettkämpfe auch als Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris 2024.
Aufgrund der Probleme wurden die Spiele bereits verschoben. Statt im August 2023 sollen Afrikas Sportler nu im März 2024 in Ghana zusammenkommen, wie die Veranstalter mit einem ersten Clip in den Sozialen Medien werben.