Gezielte Suche nach Geisternetzen im Meer
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Kiel (dpa/lno) - Herrenlose Fischernetze, sogenannte Geisternetze, bedrohen Meerestiere, Schiffe und Freizeittaucher. Sie machen auch in Nord- und Ostsee einen beträchtlichen Teil des Mülls im Wasser aus. Vor diesem Hintergrund wollen Umweltschützer und die Landesregierung in Kiel dieses Problem zunächst in der Ostsee verstärkt und gezielter angehen. Am Montag waren Experten der Umweltstiftung WWF gemeinsam mit Staatssekretärin Dorit Kuhnt mit dem Gewässerschutzschiff "Haithabu" auf der Kieler Förde unterwegs - und bei diesem Törn barg Forschungstaucher Philipp Schubert auch ein Netz.
Dieses ist vermutlich einige Jahrzehnte alt, wie WWF-Projektleiterin Andrea Stolte sagte. Fischernetze werden von Stürmen oder im Winter von Eis losgerissen oder von Schiffen gekappt und verhaken sich am Meeresboden an Wracks, Steinen oder Ankern. Fische können sich in den Maschen verheddern und dort qualvoll verenden. Dies droht auch Robben oder Schweinswalen, die von den toten Fischen angelockt werden.
Allein in der Ostsee bleiben nach einer Schätzung des WWF Polen jährlich 5000 bis 10.000 Netzteile im Meer zurück. Die Netze bestehen in der Regel aus Kunststoff, der sich nicht auflöst. Schätzungsweise 30 Prozent des Meeresmülls stammen laut WWF aus der Fischerei.
Der WWF setzt seit 2018 ein Sonargerät ein, dessen Schallwellen Geisternetze aufspüren können. So wurden in Schleswig-Holstein laut Projektleiterin Stolte bisher 250 Verdachtsstellen in der Ostsee zwischen Flensburg und Lübecker Bucht ausgemacht und davon 50 angetaucht. In 20 Fällen seien Geisternetze festgestellt worden. Allein in der Neustädter Bucht seien es auf einer zwei Quadratkilometer großen Testfläche 17 solcher Netze gewesen. Die Kombination aus Sonartechnik und Antauchen sei sehr effizient, sagte Stolte.