![Gewerkschaften in Kolumbien: Morddrohungen gegen Beschäftigte von Fresenius](https://www.fr.de/bilder/2022/03/13/91407274/28430694-claudia-lopez-arbeitet-fuer-die-fresenius-tochter-quironsalud-in-kolumbien-und-ist-vorsitzende-einer-gewerkschaft-unbekannte-bedrohten-sie-und-ihre-2el7QbYl65ef.jpg)
Gewerkschaften in Kolumbien: Morddrohungen gegen Beschäftigte von Fresenius
Frankfurter Rundschau
In Kolumbien werden Beschäftigte des deutschen Konzerns Fresenius mit dem Tode bedroht. Die Gewerkschaft Verdi fordert den Gesundheitskonzern auf, diese besser zu schützen.
Gewerkschaftsarbeit kann tödlich sein. In Kolumbien werden jedes Jahr Menschen ermordet, weil sie sich für die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern einsetzen. Auch zwei kolumbianische Beschäftigte des deutschen Dax-Konzerns Fresenius werden bedroht. In einem Brief, der der Frankfurter Rundschau vorliegt, fordert die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi den Konzern mit Sitz im hessischen Bad Homburg auf, sich schützend vor die beiden Mitarbeiter:innen zu stellen.
„Menschen, die für Ihr Unternehmen arbeiten beziehungsweise gearbeitet haben, werden in Kolumbien mit dem Tode bedroht, weil sie sich gewerkschaftlich engagieren“, schreiben der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke und Vorstandsmitglied Sylvia Bühler in einem Brief an Stephan Sturm, der seit 2016 Vorstandsvorsitzender von Fresenius ist. Einen gleichlautenden Brief erhielten außerdem Sebastian Biedenkopf, Vorstand für Recht, Compliance und Personal, sowie Francesco De Meo, der als Fresenius-Vorstand für die Helios-Kliniken zuständig ist. Verdi fordert die drei Fresenius-Manager auf, die Morddrohungen öffentlich zu verurteilen und Anstrengungen zu unternehmen, um die beiden Gewerkschaftsmitglieder zu schützen.
Claudia López arbeitet nach Verdi-Angaben in einem Krankenhaus in Medellín, das seit 2017 zu Fresenius gehört. Sie soll im Februar und Juli 2021 bedroht worden sein: „Ich erhielt einen anonymen Telefonanruf, in dem meine Familie und ich bedroht wurden“, berichtet López. Der ebenfalls bedrohte Julian Parra war in einer Klinik in Cali angestellt, hat laut Verdi aber wegen der Drohungen inzwischen Kolumbien verlassen und ist auf der Flucht. Beide hatten Führungsrollen in Gewerkschaften inne. Die FR nennt die Namen der beiden Bedrohten, da mediale Sichtbarkeit nach Meinung von Fachleuten dazu beitragen kann, Menschen vor Gewalt zu schützen.
Anlass für die Morddrohungen sollen Verhandlungen über Tarifverträge für die kolumbianischen Fresenius-Kliniken gewesen sein. Die waren nach Verdi-Angaben ins Stocken geraten – ein Streik stand im Raum. Die Verhandlungen dauern bis heute an, ein Abschluss ist für die kolumbianischen Beschäftigten bislang nicht in Sicht.
Die Erfahrung lehre, dass eine öffentliche Verurteilung der Morddrohungen dazu beitrage, die Sicherheit der Beschäftigten zu gewährleisten, schreiben Werneke und Bühler weiter in dem Brief. Menschen, die sich für die Rechte von Kranken und die ihrer Kolleg:innen einsetzten, verdienten Respekt. „Zu ihrer Sicherheit und Unversehrtheit beizutragen, liegt auch in Ihrer Verantwortung als Vorstand“, heißt es in dem Verdi-Brief an Fresenius.