Gewalt und Gangster: Die Probleme des Vanilleanbaus
Frankfurter Rundschau
Vanille gilt als „Königin der Gewürze“. Auf Madagaskar wird ein Großteil der Weltproduktion angebaut, teils unter miserablen Bedingungen. Hilfsprojekte sollen den Menschen vor Ort helfen.
Die Blüten der Vanillepflanze sind nur wenige Stunden am Tag geöffnet. Dann müssen sie bestäubt werden – jede einzelne von Hand, mit einem Holzstäbchen. Ein Knochenjob, um die „Königin der Gewürze“ zum Ausbilden der Schoten zu bringen. Yoclin Andriamadio steht morgens um sechs Uhr auf. Dann arbeitet der Vanillebauer bis mittags auf dem Feld. Während der Blütephase müssen die Plantagen täglich abgelaufen werden, um zu prüfen, welche Pflanzen schon bestäubt werden können. Dann, am Nachmittag, ist der 26-Jährige noch einmal zwei Stunden draußen. Bis zu 1000 Blüten pro Tag sind das Pensum.
Madagaskar, Region Sava im Nordosten. Hier wird auf diese aufwendige Art seit rund 150 Jahren Vanille angebaut, eines der teuersten Gewürze der Welt. Natürliche Bestäuber wie der Kolibri, die auf die Orchidee spezialisiert wären, gibt es auf der Insel im Indischen Ozean nicht. Trotzdem kommen von dort rund 80 Prozent der Welternte des beliebten Gewürzes, das ursprünglich aus Mexiko und Mittelamerika stammt. Doch das mühsame Befruchten der Kletterpflanze ist nur eine der Herausforderungen, die die „Königin“ mit sich bringt.
Nur wenige Menschen, die sich gerne an Vanille in Eiscreme, Kuchen oder in Kosmetikartikeln erfreuen, wissen von den schwierigen Bedingungen, unter denen das beliebte Gewürz produziert wird. Dabei sind die Probleme teils noch gravierender als bei Kaffee und Kakao, wo sie sich inzwischen herumgesprochen haben.