Gewalt in Gottes Namen: Wie die Religiöse Rechte in den USA nach der Macht greift
Frankfurter Rundschau
Die Religiöse Rechte ist ein Machtapparat in den USA. Annika Brockschmidt hat sich die Agenda der Hardliner angeschaut. Ein Auszug aus „Amerikas Gotteskrieger“.
USA - Auf den Transparenten stand „Jesus rettet“, christliche Flaggen wehten im Wind, „God, Guns and Guts made in America, let’s keep all three“ lautete eine Parole. Eine Menschengruppe betete laut, versammelt um ein großes Holzkreuz, die Köpfe geneigt. Viele von ihnen gehörten zu derselben Menge, die später mit Fahnenstangen auf Polizisten einprügelte, sie mit Bärenspray angriff und die Fenster des Kapitols einwarf. Einige machten sich mit „Hängt Mike Pence!“-Rufen auf die Suche nach dem damaligen US-Vizepräsidenten – der Galgen stand draußen schon bereit.
In Amerika und weltweit verfolgten Menschen live vor dem Fernseher den Angriff auf das Kapitol am 6. Januar 2021, bei dem ein bewaffneter Mob, aufgestachelt vom damaligen Präsidenten Donald Trump, einigen Republikanischen Politikern und Aktivisten, die Capitol Police überwältigte und stundenlang das Kapitol besetzte, jenes Gebäude, das wie kein zweites die amerikanische Demokratie symbolisiert. Bei aller Unübersichtlichkeit der Lage fiel auf, wie häufig die Kombination christlicher Symbole mit solchen der White-Supremacy-Bewegung war. Dieser Schulterschluss sorgte bei vielen Zuschauern für Verwirrung: Weshalb marschierten hier betende Menschen neben radikalen Nationalisten und Rassisten, um Politikern nach dem Leben zu trachten?
Es handelte sich hierbei nicht um Zufall, sondern um eine seit langem geschmiedete Allianz. Der Christliche Nationalismus, den man am 6. Januar beobachten konnte, tauchte nicht erst mit Donald Trump auf der politischen Bühne auf. Bei näherem Hinsehen war es auch wenig überraschend, dass Rassismus das verbindende Element zwischen der Religiösen Rechten und White Supremacists darstellte: Schon bei den Anfängen der organisierten modernen Religiösen Rechten in den 1960er Jahren war Rassismus die treibende Kraft.