
Getötete Luise: Trotz aller Warnungen - Identität der mutmaßlichen Täterinnen auf TikTok enthüllt
Frankfurter Rundschau
Auf TikTok kursieren Bilder und Namen, die die Identität der mutmaßlichen Mörderinnen von Luise (12) aus Freudenberg zeigen sollen. Den mutmaßlichen Täterinnen schlägt eine Hass-Welle entgegen.
München - Eine Woche nach dem Mord an der 12-jährigen Luise aus Freudenberg können viele die Tat immer noch nicht fassen. Was die zwei mutmaßlichen Täterinnen im Alter von 12 und 13 Jahren zu dem Mord bewegt hat, wird die Öffentlichkeit vermutlich nicht erfahren. Die Staatsanwaltschaft hatte angekündigt, keine Informationen über das Motiv sowie über das Tatgeschehen zu veröffentlichen. Dabei kursieren auf den sozialen Netzwerken bereits ganz andere Informationen. Auf TikTok wurde die Identität der mutmaßlichen Täterinnen enthüllt.
Es dauert nur wenige Klicks, bis man im Netz auf Spekulationen über die Identität der mutmaßlichen Mörderinnen trifft. Die Polizei gab bereits am Donnerstag (16. März) bekannt, die Konten der mutmaßlichen Täterinnen auf TikTok und Instagram gelöscht zu haben. Screenshots von Bildern, die die mutmaßlichen Täterinnen zeigen sollen, kursieren dennoch auf der Plattform. Zusätzlich werden Videos von ihnen und ihre Namen geteilt. Manche Posts werden tausendfach geklickt. Eine regelrechte Hass-Welle trifft die Mädchen.
Zunächst sind es Vermutungen, die unter den TikTok-Videos der mutmaßlichen Täterinnen zu finden sind. „Die hat Luise umgebracht“ oder „die hat einfach ihre Freundin getötet“, posteten User unter den Videos, wie tv-mittelrhein.de zeigte. Selbstjustiz dominiert die Kommentare.
Laut dem NDR Medienmagazins Zapp soll der TikTok-Algorithmus die Videos über die Identität der mutmaßlichen Täterinnen sogar priorisieren. Dadurch würden manche von ihnen sogar bis zu 1,5 Millionen mal angeschaut. Mittlerweile lassen sich auf TikTok auch falsche Accounts finden, die Videos und Bilder der mutmaßlichen Täterinnen zeigen. Der Schutz der Persönlichkeitsrechte scheint in den sozialen Netzwerken nicht relevant zu sein.
Die Dynamik habe sich durch die Emotionalität des Falles entwickelt, wie Josephine Ballon vom Projekt „Hate Aid“, das sich mit Hate Speech im Internet beschäftigt, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärte. „Natürlich ist die Tötung schrecklich“, sagte Ballon, dennoch mahnt sie, dass die Tat nicht rechtfertigt, „was in den sozialen Medien passiert.“ Die Polizei warnte bereits am Mittwoch (16. März) davor, sich an der „Hexenjagd“ zu beteiligen. Man prüfe laufend, „ob strafrechtlich Relevantes gepostete wird“, sagte ein Sprecher der Polizei. (vk)