Geruchs- oder Geschmacksverlust nach Corona: Mit diesen Tricks haben Sie trotzdem Spaß am Essen
RTL
Wer wegen Corona oder aus anderen Gründen nichts riecht, schmeckt auch weniger. Mit diesen coolen Tipps kann man trotzdem lecker essen und das Leben genießen
Dass es Menschen gibt, die von Geburt an oder nach einer Erkrankung wenig oder gar nichts schmecken, wurde vielen erst durch die Corona-Pandemie bewusst. Denn Geruchs- oder Geschmacksverlust sind unsichtbare Handicaps. Doch auf einmal waren viele Menschen selbst betroffen und wollten wissen, was da im Körper passiert und was sie dagegen tun können. Das erklärt uns Joke Boon. Die Niederländerin kann seit ihrem vierten Lebensjahr nichts mehr riechen und hat das Buch "Erste Hilfe bei Geschmacksverlust"* geschrieben. Darin gibt sie Tipps, wie man auch mit eingeschränktem Geruchs- und Geschmackssinn richtig Spaß am Essen haben kann.
"Der Geruchssinn ist zu 80 bis 90 Prozent für unseren Geschmack verantwortlich. Der Verlust des Geruchs geht also immer mit dem Verlust des Geschmacks einher", erklärt uns Joke Boon. Geruch besteht aus flüchtigen Aromen, die wir nicht nur vorn vor der Nase riechen, sondern selbst beim Kauen hinten im Nasenrachenraum wahrnehmen.
"Wer nichts riechen kann, nimmt auf der Zunge immer noch die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter, umami und fett wahr, aber auch diese werden durch den Geruch verstärkt", weiß Boon. Verschiedene Tastsinne auf der Zunge helfen uns, Form, Temperatur und Textur der Nahrung wahrzunehmen, also ob unser Essen flüssig, weich, körnig oder hart ist. Manche Menschen mögen zum Beispiel glibberiges oder schleimiges Essen nicht. Einige Menschen werden ohne Geruchssinn geboren, anderen kommt er im Laufe ihres Lebens abhanden – manchmal für immer, manchmal nur für einen gewissen Zeitraum.
Viele Menschen beobachten an sich, dass sie temporär weniger riechen und schmecken. Das kann nicht nur durch Rauchen der Fall sein, sondern zum Beispiel auch nach anhaltendem Gebrauch von Nasenspray oder anderen Medikamenten. Selbst weit verbreitete Mittel wie Antibabypillen können den Geruchssinn runter regulieren. Oft wird die Veränderung aber durch eine Erkrankung ausgelöst, etwa Virusinfektionen wie eine Grippe oder eine Nasennebenhöhlenentzündung. Auch ein Sturz oder ein Schlag auf den Kopf können ein Auslöser sein.
Manchmal kommt der Geruchs- und Geschmacksverlust sogar ganz plötzlich und heftig, zum Beispiel bei manchen Corona-Varianten. Gedanken machen sollten Sie sich laut Boon, "wenn Ihnen das Essen nicht mehr schmeckt und Sie Ihren Partner oder Ihr Baby nicht mehr riechen können. Oder wenn Sie auf der Toilette sitzen und den Geruch Ihres Stuhlgangs nicht mehr wahrnehmen können."
Es macht einen Unterschied, ob man gar nichts riechen kann – das nennt man Anosmie – oder ob man an einer Geruchsstörung wie einer Parosmie leidet. Bei einer Parosmie nehmen die Betroffenen zwar Gerüche wahr, aber oft verzerrt oder unangenehm: Joke Boon hat Experten dazu befragt: Nach einer Corona-Infektion kehrt bei etwa 80 Prozent der Patienten der Geruch zurück. Bei nicht ganz einem Fünftel dieser Menschen folgt auf die temporäre Anosmie jedoch eine solche qualitative Geruchsstörung.
"In der Regel kehrt der Geruch nach Corona nach zwei Wochen spontan zurück", macht Joke Boon Betroffenen Hoffnung. Aber: "Wenn der Geruchsverlust länger als ein Jahr andauert, ist die Prognose weniger günstig." Das kann seelisch belastend sein. Was also tun, wenn unser Geruchssinn und unser Geschmacksempfinden abnehmen und wir nicht die Lust am Essen verlieren wollen?
In vielen Fällen kann ein Geruchstraining helfen. Man startet mit speziellen Düften aus einem eigens dafür entwickelten Riechkit – unter anderem Rose, Zitrone, Gewürznelke oder Eukalyptus, entwickelt von Professor Hummel in Dresden. Dabei werden zum Beispiel Bilder gezeigt, die die Vorstellung stimulieren sollen, was man riechen soll. "Indem mehrere Sinne in die Übung integriert werden, verstärken Sie das Netzwerk im Gehirn, das die Geruchsreize verarbeitet", erläutert Joke Boon. "Aber Sie müssen es über einen längeren Zeitraum durchführen, auch wenn Sie kurzfristig kein Ergebnis feststellen." Die Reize erreichen nämlich trotzdem das Gehirn, außer bei ganz bestimmten Erkrankungen wie Polypen.