Gericht gibt Benedikt Mitschuld an Missbrauch
n-tv
Ein Missbrauchsfall im bayerischen Erzbistum Freising verfolgt den verstorbenen Papst Benedikt über das Grab hinaus. Dem Opfer eines von Ratzinger in Garching installierten Priesters stehe Schmerzensgeld zu, urteilt ein Gericht. Die Höhe ist noch unklar.
Das Landgericht Traunstein sieht eine Mitschuld von Kardinal Joseph Ratzinger an einem Missbrauchsfall in Garching an der Alz. Der spätere Papst Benedikt XVI. habe 1980 als Erzbischof von München und Freising an einer Sitzung teilgenommen, in der beschlossen wurde, dass ein wegen Missbrauchsverdachts aus Nordrhein-Westfalen versetzter Priester in der Erzdiözese eingesetzt wird.
Darum habe er "entsprechend Kenntnis von dem Vorleben" des Priesters gehabt, sagte die Vorsitzende Richterin Elisabeth Nitzinger-Spann. Und dennoch sei der Mann dann "ohne weitere Beschränkungen und Vorkehrungen" übernommen und weiter in der Kinder- und Jugendseelsorge eingesetzt worden. Auch aus dem Verhalten Ratzingers ergibt sich aus Sicht des Gerichts ein Schmerzensgeldanspruch des Klägers gegen das Erzbistum. Bei der Sicht des Gerichts handelt es sich um eine vorläufige Rechtsauffassung.
Die Teilnahme Ratzingers an der Sitzung hatte bei der Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens im vergangenen Jahr Schlagzeilen gemacht. Der emeritierte Papst hatte zunächst bestritten, an der Sitzung teilgenommen zu haben, dann aber von einem Irrtum gesprochen und eingeräumt, doch dabei gewesen zu sein. Er teilte damals mit, bei der Sitzung seien die Vorwürfe gegen Priester H., die zu seiner Versetzung nach Bayern führten, nicht zur Sprache gekommen und bestritt, davon Kenntnis gehabt zu haben.