Georg Gänswein: "Vatikan ist eine Welt wie überall"
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Altötting (dpa/lby) - Der langjährige Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., Georg Gänswein, nennt das Leben im Vatikan "ganz normal". Es sei ein Ort, an dem - wie überall sonst auch - "gearbeitet, gelacht wird, gegessen wird, Fehler gemacht werden", sagte er am Samstag in Altötting bei der Vorstellung seines Buches "Nichts als die Wahrheit" über sein Leben an der Seite des deutschen Papstes Joseph Ratzinger, der an diesem Sonntag 96 Jahre alt geworden wäre. Gänswein wollte auch dessen Geburtsort Marktl am Inn besuchen und dort am Sonntag eine Signierstunde abhalten.
"Der Vatikan ist eine Welt wie überall", sagte Gänswein, nur die Kleidung sei anders ("Je höher man steigt, desto länger wird sie") - und "die Mauern nicht so dick, wie man meint". Allerdings sei jahrzehntelang um 22.00 Uhr und inzwischen um Mitternacht der letzte mit dem Auto befahrbare Eingang von der Schweizer Garde geschlossen worden. Wer später gekommen sei, habe klingeln müssen. "Dann wurde aufgeschlossen und das Nummernschild aufgeschrieben."
Der Vatikan sei "uralt", sagte Gänswein. "Also nicht nur die Mauern, auch die Leute." Und die dort sehr verbreitete "Freundlichkeit" sei das, was er dort am meisten schätze. "Man ist auf kleinem Gebiet international besetzt."
Gänsweins Buchpräsentation wurde begleitet von einer Demonstration der Initiative "Sauerteig" aus Garching an der Alz. Dieser Ort war in der Debatte um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche besonders in den Fokus geraten, weil das Erzbistum München und Freising einen verurteilten Wiederholungstäter dorthin versetzt hatte - und der Priester dort erneut Kinder missbrauchte.