Genschere: Forschende warnen vor unvorhergesehenen Mutationen
Frankfurter Rundschau
Die sogenannte Genschere birgt enormes Potenzial. Forschende aus Schweden mahnen jetzt aber zur Vorsicht: Es besteht ein „Risiko unerwünschter Wirkungen“.
Uppsala – Crispr-Cas9, griffiger auch als Genschere bezeichnet, hat den Werkzeugkasten in den Laboren dramatisch erweitert: Mit dieser Methode, DNA zu schneiden und das Erbgut damit gezielt zu verändern, eröffnen sich neue Möglichkeiten der Forschung und der Therapie genetisch bedingter Erkrankungen. 2020 wurden die beiden „Entdeckerinnen“ Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet.
Forschende der Universität Uppsala und des Sci Life Lab’s National Genomics Instrufastructure in Schweden haben nun allerdings herausgefunden, dass der Einsatz der Genschere neben den gewünschten auch zu unbeabsichtigten Veränderungen in der DNA führen kann – die dann an die Nachkommen weitergegeben werden können. Sie mahnen daher zur Vorsicht und sorgfältigen Prüfung vor der Verwendung von Crispr-Cas9 für medizinische Zwecke. Ihre Studie wurde im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.
Bei Menschen findet das Verfahren bislang keine breite Anwendung. Im Juni 2019 wurde in den USA die Erlaubnis für die weltweit erste klinische Studie mit 18 Menschen erteilt, die unter einer Augen-Erbkrankheit leiden. Das Wissen darüber, was die Genschere im Organismus auslösen kann, ist bislang begrenzt. Die Forschenden aus Schweden wollten mit ihrer Studie zur Aufklärung beitragen.
Sie untersuchten die Auswirkungen eines Eingriffs von Crispr-Cas9 auf Zebrafische. Dabei stellten sie unvorhergesehene Mutationen sowohl bei den behandelten Tieren der ersten Generation, aber auch bei ihren Nachkommen fest. So seien in einigen Fällen DNA-Fragmente gefunden worden, die größer als erwartet waren, während in anderen Fällen Mutationen an der falschen Stelle im Genom auftraten.
Zur Weitergabe an die nächste Generation könne es allerdings nur kommen, wenn man das Genom von Embryonen oder Keimzellen verändere, wird Ida Höijer von der Universität Uppsala in einer Mitteilung ihrer Hochschule zitiert.