
Gegen das deutsche Gejammer
Die Welt
Zum Selbstverständnis des deutschen Schriftstellers gehört seit Ewigkeiten, er müsse klagen, zerknirscht und griesgrämig sein. Nicht bei Hans Pleschinski. Er verrät, was er an der Feueresse eines Dorfschmieds über Leben und Literatur lernte.
„Liebe Deutsche, man kommt mit anderen Dingen zurecht und gut sogar. Doch mir fehlen längst eure wunderbaren Brote, die gut sortierten Bibliotheken, ja, das frische Weizenbier. Weniger fehlen mir eure Unarten, die ihr kennt. Der rasche Unmut, die Rechthaberei, die unsinnige Hast, auch das geringe Augenmerk auf Charme, die Unduldsamkeit, die überall nach Opfern Ausschau hält.
Ihr Lieben! Spanier begingen Verbrechen, Franzosen waren lange Zeit die härteste Militärnation Europas. Aber jedermann ist, wie wir, seines eigenen Verbrechens Schande. Doch ihr habt Vorbilder. Seid fröhlich, denn das Nationale ist kein Wert an sich. Gedenkt der Toten und lernt leben.“