
Gefährliche Ruhe im Rossmann-Reich
Die Welt
Ende September übernimmt Gründersohn Raoul, 36, die Führung der Drogeriekette Rossmann. Noch verzichtet der neue Chef auf Strategie-Korrekturen. Doch Handelsexperten mahnen, das Unternehmen drohe seine Zukunft zu verschlafen. Einer bringt das ungeschminkt auf den Punkt.
Firmenpatriarch Dirk Roßmann hat aus seiner Zurückhaltung gegenüber dem Geschäft im Internet nie einen Hehl gemacht. „Wir haben überhaupt keinen Erfolg im Onlinehandel“, gestand er vor drei Jahren freimütig. Der Umsatzanteil liege deutlich unter einem Prozent, und das sei in Ordnung so. Denn es sei einfach nicht möglich, bei den im Drogeriediscount üblichen schmalen Handelsmargen mit dem Onlineverkauf parallel zum Filialnetz Geld zu verdienen.
An dieser Linie wird Raoul vorerst nichts Grundsätzliches ändern. „Wir sehen das größere Potenzial weiterhin im stationären Geschäft“, bekannte er kürzlich im „Handelsblatt“. Der Umsatzanteil des Onlinehandels zum Gesamtumsatz sei bei Rossmann (Mit „Doppel-S“ nur beim Firmennamen) immer noch „niedrig einstellig“. Gleichzeitig fordert Roßmann junior, der Staat möge die digitale Konkurrenz bremsen. Man brauche „Hürden für den Onlinehandel“, um die Innenstädte zu schützen. Unter anderem schlägt er eine „Paketsteuer“ von fünf Euro für digital bestellte Lieferungen und eine erhöhte Mehrwertsteuer vor.