Gedenkzeichen für NS-Bücherverbrennung enthüllt
n-tv
Neubrandenburg (dpa/mv) - Auf dem Neubrandenburger Markt erinnert nun ein Gedenkzeichen an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten im Mai 1933. Damals war auch die Bevölkerung in der Stadt aufgefordert worden, Bücher missliebiger Autoren zum Markt zu bringen, wie Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) anlässlich der Enthüllung des Zeichens am Dienstag sagte. "Es war eine Zäsur in der Meinungsfreiheit." Die Verfolgung der Juden habe schon begonnen gehabt, die Bücherverbrennung sei der Auftakt zur Verfolgung weiterer oppositioneller Gruppen durch die NS-Machthaber gewesen.
Das Erinnerungszeichen hatte der Förderverein der Regionalbibliothek Neubrandenburg angeregt. Dazu wurde ein Betonquader mit Tafeln aus Cortenstahl beklebt. Auf drei Seiten stehen Namen der Autoren, die damals auf "Schwarzen Listen" veröffentlicht worden waren. Auf der Oberfläche wurde ein Zitat von Heinrich Heine (1797-1856) von 1823 eingraviert: "Das war ein Vorspiel nur. Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende Menschen." Die Initiative hatte die Landeszentrale zur politischen Bildung gefördert. Im Nordosten gab es bisher nur in Rostock ein ähnliches Gedenkzeichen.
Die Enthüllung wurde mit einer Lesung zum Thema "Verbrannte Literatur" und der Ausstellung "Verbrannt - nicht vergessen: Bücher aus den "Schwarzen Listen" der NS-Bücherverbrennungen 1933" im Untergeschoss der Regionalbibliothek begleitet. Zuvor wurde - wie traditionell am 9. November - in Neubrandenburg des Schicksals der ehemaligen jüdischen Bürger und ihrer in der Pogromnacht 1938 zerstörten jüdischen Synagoge gedacht. "Es ist erschreckend, dass auch heute noch Angst, Einschüchterung und Gewalt zum Allltag jüdischer Bürger in Deutschland gehören", sagte Witt. Vor etwa 100 Menschen wurden mehrere Kränze am Gedenkort niedergelegt.