Gedenken an deportierte Juden aus Frankfurt – Auch Kinder und Alte wurden verschleppt
Frankfurter Rundschau
In der Paulskirche in Frankfurt wird den Gräuel des Holocausts gedacht. Die Ereignisse in Nazi-Deutschland sind so wichtig wie nie.
Frankfurt – Die melancholischen Töne, die Hermann Kretzschmar vom Ensemble Modern auf dem Flügel anschlug, passten ohne Zweifel zur Gedenkveranstaltung am Dienstagnachmittag in der Paulskirche. Nicht zuletzt, weil sie vom Musiker Wolfgang Köhler komponiert wurden, der in jungen Jahren mit der Reichsmusikkammer in Konflikt geriet und 1943 schließlich ein Berufsverbot erhielt. Im Plenarsaal der Paulskirche gedachten fast 70 Menschen der ersten Massendeportation von Jüdinnen und Juden in Frankfurt am 19. Oktober 1941.
Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) schilderte zunächst die Ereignisse jenes Sonntags im Herbst 1941. Erinnerte an die gewaltsam aus der Stadt verschleppten und später ermordeten Männer und Frauen, Jugendlichen, Kinder, Säuglinge. 1100 Frankfurterinnen und Frankfurter verschwanden aus dem Stadtbild. Im Keller der Großmarkthalle mussten sie noch eine Nacht ausharren. Es habe Misshandlungen, Demütigungen und Raub durch ihre Peiniger gegeben, so Hartwig. Nur drei der verschleppten 1100 Personen hätten den Holocaust überlebt.
Auf Hartwigs Ansprache folgte ein wissenschaftlicher Vortrag der aus Berlin angereisten Historikerin und Politikwissenschaftlerin Susanne Heim. Die Dezernentin betonte die „besondere Verantwortung der Geschichtswissenschaft“, da die Zahl der Zeitzeugen endgültig schwinde.