Gedämpfte Weihnachten in Bethlehem
DW
Das Weihnachtsfest in der Geburtsstadt Jesu ist ein besonderes und zieht normalerweise Scharen von Touristen an. Doch wie schon 2020 fällt das Fest coronabedingt auch in diesem Jahr anders aus als vor der Pandemie.
Dudelsack, Trompeten und Trommeln sind schon von weitem zu hören. Es ist früher Abend in Beit Sahour, einer Kleinstadt direkt neben Bethlehem im besetzten Westjordanland. Junge palästinensische Musikerinnen und Musiker der lokalen Pfadfindergruppe üben ihre Formation auf dem Sportplatz der lutherischen Gemeinde der mehrheitlich christlichen Kleinstadt. "Dieses Jahr haben wir sehr viel trainiert. Unsere Mitglieder haben hier fast täglich für die Parade geübt, um an den Weihnachtsfestlichkeiten teilzunehmen", sagt Dafer Kassis, Leiter der Shepherds-Pfadfinder der lutherischen Gemeinde.
Angeführt von den Dudelsackspielern werden hier verschiedene Weihnachtslieder geübt. Das Dudelsackspielen ist eine Tradition, die noch aus der britischen Mandatszeit von 1920 bis 1948 stammt. Bei der Parade muss jeder Schritt sitzen. Geprobt wird in Turnschuhen und Hoodies, die an Heiligabend gegen die festliche Pfadfinderuniform getauscht werden.
"Letztes Jahr konnten wir - wie so viele andere überall auf der Welt - nicht richtig Weihnachten feiern. Deshalb freuen wir uns jetzt erst recht darauf und hoffen, dass diesmal alles wie geplant am 24. Dezember stattfinden wird", sagt Kassis. Im vergangenen Jahr, sagt er, hatte seine Gruppe sich wegen der Corona-Pandemie gegen eine Teilnahme an der offiziellen Weihnachtsparade in Bethlehem entschieden.
Die palästinensischen Pfadfinder und ihre Musikgruppen gehören fest zu Weihnachten in Bethlehem. An Heiligabend fangen die Feierlichkeiten schon morgens mit dem Umzug verschiedener Pfadfinder-Musikgruppen aus der Region an. Es geht zum Krippenplatz vor die Geburtskirche, dem Ort, an dem Jesus der Überlieferung nach zur Welt gekommen sein soll. Dort findet die Mitternachtsmesse statt. Ob es dabei dieses Jahr wieder COVID-19-Beschränkungen geben wird, ist noch unklar.
Bethlehem feiert Weihnachten gleich mehrmals, wegen der verschiedenen Kalender der christlichen Gemeinden im Heiligen Land. In der Geburtsstadt Jesu beginnt am 24. Dezember das erste Weihnachtsfest nach dem gregorianischen Kalender für die katholischen und protestantischen Kirchen. Zwei Wochen später findet das orthodoxe Weihnachtsfest statt - gefolgt von dem der armenischen Gemeinde. Die Weihnachtssaison in Bethlehem ist lang und die Stimmung in der Stadt besonders festlich - doch auch dieses Jahr überschattet die Pandemie die Feiern.