Gazprom, Schalke, UEFA: Putins Energieriese hat de Fußball fest im Griff
RTL
Der Krieg in der Ukraine hat den Sport längst erreicht. Und wird ihn nachhaltig erschüttern. Finanziell. Moralisch.
Der Krieg in der Ukraine hat den Sport längst erreicht. Und wird ihn nachhaltig erschüttern. Finanziell. Moralisch. Im Fokus: Der russische Energieriese Gazprom. Ein Staatskonzern von Präsident Wladimir Putin. Mit Sitz in Putins Geburtsstadt St. Petersburg. Und mit besten Beziehungen in den internationalen Fußball. Vor allem zur UEFA. Dank millionenschweren Sponsorings.
Ein Problem auch für den deutschen Fußball. Für Schalke 04. Seit 2007 pumpt Gazprom Millionen in den Traditionsclub aus dem Ruhrgebiet. Damals eingefädelt wurde der Deal von Ex-Präsident Clemens Tönnies und Putin persönlich. Rund neun Millionen Euro kassiert der Zweitligist nach Medienberichten pro Saison. Schalke hängt am Tropf des Energieriesen. Ein Dilemma. Als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine verbannte S04 Gazprom vom Trikot. Vorerst.
Ist das das Ende der langjährigen Partnerschaft? Der Druck ist groß, doch eine Lösung keineswegs einfach. Eine Aufkündigung des Sponsorings würde Schalke ins Mark treffen. Die Existenz des Vereins bedrohen. Erste personelle Konsequenzen zog Aufsichtsrat Matthias Warnig. Als Gazprom-Vertreter und CEO der Gas-Pipeline "Nord Stream 2" saß er im Aufsichtsrat. Nun der Rücktritt. Forsetzung folgt.
Wie eng der europäische Fußball und Gazprom verflechtet sind, zeigt ein Blick auf die Beziehungen zur UEFA. 40 Millionen Euro kassiert der Europäische Fußball-Verband laut "Spiegel" vom russischen Staatskonzern für Sponsorenrechte der Champions League. Jahr für Jahr. Gazprom und UEFA. Die Geschichte einer intensiven Beziehung.
"Gazprom hat sich im Laufe der Jahre als einer unserer vertrauenswürdigsten Partner erwiesen", schwärmte UEFA-Marketingdirektor Guy-Laurent Epstein noch im Sommer 2021, als man sich auf eine Ausweitung der Zusammenarbeit verständigte. "Gazprom ist nicht nur führend auf seinem Gebiet, es hat auch eine lange Tradition im Fußball, und wir freuen uns darauf, in den kommenden Jahren noch enger zusammenzuarbeiten." Eine Zusammenarbeit, die nicht beim Euro endet.
Mit Alexander Dykuov sitzt seit 2021 ein Mann im UEFA-Exekutivkomitee, dem obersten Organ des Verbandes, der vor allem Interessen Gazproms vertritt. Früher Präsident von Zenit St. Petersburg, dem Werksclub des russischen Energiekonzerns. Und Vorstandsvorsitzender der Gazprom-Tochter Gazprom Neft. Mehr Gazprom und Putin geht nicht.
Ende? Offen! Zu eng sind die Verbindungen zwischen Gazprom und UEFA. "Die UEFA will es sich mit Gazprom nicht verscherzen. Sie wird sicherstellen, dass der Rubel auch in Zukunft weiterrollt", sagte Arsenij Zakharov, ukrainischer Sportjournalist, im Interview mit "t-online". Doch der Druck auf die UEFA nimmt angesichts der schrecklichen Bilder aus der Ukraine zu.
In einem offenen Brief, aus dem die "Sportschau" zitiert, fordern mehrere Abgeordnete des Europäischen Parlaments UEFA-Präsident Aleksander Ceferin zum Handeln auf: "Die Zeiten, in denen 'man die Situation beobachtet', sind vorbei. Die UEFA muss jetzt handeln und darf dieses Regime nicht länger legitimieren." Und es gibt erste Konsequenzen: Nach Medienberichten wird die UEFA St. Petersburg die Austragung des Champions-League-Endspiels entziehen.