
Gauck beklagt Marginalisierung von Menschenrechten
n-tv
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Alt-Bundespräsident Joachim Gauck ist am Sonntag mit dem Franz Werfel-Menschenrechtspreis der Stiftung des Zentrums gegen Vertreibungen ausgezeichnet. In seiner Dankansprache erinnerte Gauck an das Schicksal der mehr als 80 Millionen Menschen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind. "Vor unserer Haustür in Europa sehen wir die schrecklichen Folgen", sagte Gauck mit Blick auf die Toten im Mittelmeer. "Flucht und Vertreibung weltweit zu bekämpfen, heißt auch immer, Fluchtursachen zu bekämpfen, wo immer das möglich ist. "Ich frage mich, ob wir nicht mehr tun könnten, als wir tatsächlich tun."
Gauck kritisierte "nackte Ignoranz" und "realpolitische Überforderung", wenn es darum gehe, Menschenrechte durchzusetzen. Trotz aller Beteuerungen habe die internationale Gemeinschaft Genozide und Vertreibungen nicht verhindern können. "Wir kennen die Geringschätzung und Marginalisierung von Menschenrechten, wenn es darum geht, wirtschaftliche Interessen durchzusetzen", sagte Gauck. Ausdrücklich erwähnte er die Situation der Opposition in Belarus. Die Preisvergabe in der Frankfurter Paulskirche konnte pandemiebedingt erst jetzt stattfinden, nachdem der mit 10 000 Euro dotierte Preis Gauck bereits im vergangenen Jahr zuerkannt worden war.More Related News