
Gas-Krise: Kälter Duschen wird nicht reichen
DW
Die EU will ihren Gas-Verbrauch um mindestens 15 Prozent senken. Deutschland muss wahrscheinlich noch mehr einsparen. Wie soll das funktionieren? Appelle allein werden wenig bewirken.
Manchmal kann es mit Gesetzen und Verordnungen ganz schnell gehen: Während ein großer deutscher Anbieter von Heizungsanlagen noch damit wirbt, dass beim Austausch einer Öl- gegen eine neue Gasheizung bis zu 45 Prozent der Kosten vom Staat übernommen werden, hat die Bundesregierung diese Förderung praktisch über Nacht gestrichen.
Geld gibt es in Zukunft nur noch für Heizsysteme, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden können. Dazu gehören Wärmepumpen oder Heizkessel für Holzpellets. "Die allermeisten Menschen leben in älteren Häusern. Jetzt zu sanieren, Fenster auszutauschen, die Gasheizung rauszuwerfen - das hilft, um Kosten zu sparen und geht mit Klimaschutz Hand in Hand", so Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Jetzt noch die Gasheizung rauswerfen? In gut drei Monaten fängt die Heizperiode an und mehr als jede zweite Wohnung in Deutschland wird mit Erdgas beheizt. Anruf bei einem Heizungsinstallateur. Die Auftragsbücher sind voll, einen Termin für eine Inaugenscheinnahme der alten Heizung kann er frühestens im Oktober anbieten. Dazu kommt Materialmangel. Wärmepumpen sind kaum noch zu bekommen. Bis die Anlage eingebaut wäre, könnten viele Monate vergehen.
In Bau- und Elektromärkten sind Brennholz, mobile Heizlüfter, Radiatoren und Heizstrahler, die mit Strom betrieben werden, teilweise schon ausverkauft. Techniker warnen, dass die Stromversorgung für eine hohe Zusatzbelastung durch solche Geräte nicht ausgelegt sei und es an kalten Tagen zu lokalen Netzüberlastungen kommen könnte.
Während es in Deutschland noch sommerlich warm ist und die meisten Heizungen abgedreht, dämmert es immer mehr Mietern und Hauseigentümern, dass es ab Herbst sehr ungemütlich werden könnte. Die sogenannten Grundversorger, das sind die Energieunternehmen, die am Ort die meisten Kunden haben, wollen die monatlichen Abschlagszahlungen für Gas ab August oder September erhöhen.