Gandhi des Getreides: Doku über Vandana Shiva
DW
Regisseurin Camilla Becket sieht in der indischen Umweltaktivistin Vandana Shiva die "Kraft eines Mandelas oder Gandhis". Warum, zeigt ihr Dokumentarfilm "Vandana Shiva - Ein Leben für die Erde".
Auf idyllische, nahezu unberührte Natur mit saftigem Grün folgt ein harter Schnitt: Trubel, Hektik, Menschenmassen. Die umtriebige Protagonistin lässt ihre Heimat zurück, ist auf dem Weg zur nächsten Konferenz, über die Hälfte ihres Lebens geht es schon so, unermüdlich.
Der Dokumentarfilm "Vandana Shiva - Ein Leben für die Erde" begleitet die indische Aktivistin und erzählt ihre Entwicklung zu einer der weltweit renommiertesten Akteurinnen für nachhaltige Landwirtschaft - von ersten lokalen Protesten über persönliche Schlachten bis hin zum globalen Einsatz gegen übermächtig wirkende Gegner.
Vandana Shiva, Jahrgang 1952, wächst in den Wäldern des Himalaya auf, als Kind begleitet sie häufig ihren Vater, der als Waldschützer arbeitet, läuft mit ihm 50 Kilometer am Tag. Der Wald sei ihr ein Lehrer fürs Leben gewesen, sagt sie im Film. Sie besucht eine Klosterschule, die ein traditionelles Frauenbild prägt. Vandana aber will Physik studieren, macht ihren Master, ehe sie Anfang der 1970er-Jahre in Kanada ein Philosophie-Studium anschließt und promoviert.
In den Semesterferien kehrt sie in ihre Heimat zurück, um die von Frauen aus kleinen Dörfern initiierte Chipko-Bewegung zu unterstützen, die erste indische Umweltbewegung: Aus Protest gegen die Rodung der Wälder und den daraus resultierenden Verlust des Lebensraums umarmen die Frauen die Bäume, um deren Fällung zu verhindern. Mit ihrem gewaltfreien Protest erreichen sie Jahre später ein Verbot der Abholzungen, die massive Folgen für die Umwelt haben: veränderte Wasserkreisläufe, Erdrutsche, Überschwemmungen.
"Vandana Shiva - Ein Leben für die Erde" ist auch eine Geschichte des Feminismus und der Selbstermächtigung in einem patriarchalen Umfeld - gesellschaftlich wie persönlich. Als ihrem Ehemann nach der Trennung nach damals gültigem Recht automatisch das Sorgerecht am Sohn zufällt, zieht Vandana Shiva vor den Obersten Gerichtshof. Sie bekommt Recht, erhält das Sorgerecht und sorgt für einen Präzedenzfall in Indien.