
Gabriel: "Geht das schief, steht die Autoindustrie still"
n-tv
Nach dem Abtritt der Stahl-Führungsriege bei Thyssenkrupp sowie der Aufsichtsratsspitze ist die Zukunft der Sparte weiter offen. Der zurückgetretene Chefaufseher Gabriel übt erneut scharfe Kritik am Management des Mutterkonzerns. Aus Berlin schaltet sich die Bundesregierung ein.
Nach seinem Rücktritt als Aufsichtsratschef der Thyssenkrupp Stahlsparte kritisiert Sigmar Gabriel Management und Eigentümer der Muttergesellschaft. "Das Unternehmen verliert nur Zeit und Geld. Die Probleme bleiben", sagte der frühere Bundeswirtschaftsminister dem Wirtschaftsmagazin "Capital". "Der ganze Konflikt ist vollständig unsinnig." Er bemängelte den denkbar schlechten Zeitpunkt für die Eskalation. "Der Wechsel findet in einer Phase statt, wo im Stahlkonzern gigantische Großprojekte laufen. Sie errichten dort neue Stahlanlagen, eine DRI-Anlage für die Produktion von grünem Stahl und sie bauen eine Gieß-Walzanlage im laufenden Betrieb um. Das hat noch keiner auf der Welt gemacht." Er warnte: "Geht das schief, steht die deutsche Autoindustrie still."
Als Gründe für seinen Rücktritt nannte er ein gestörtes Vertrauens-Verhältnis zum Vorstandschef von Thyssenkrupp, Miguel López. "Herr López hat in den vergangenen Wochen permanent direkt in die Stahlsparte eingegriffen, an uns vorbei, ohne uns zu informieren und den dortigen CEO von seiner Arbeit abgehalten. Er hat Zustände wie in einem Gulag herbeiführt", so Gabriel. Das sei nicht seine Formulierung, "sondern von Menschen aus dem Unternehmen". Dass López noch Unterstützer wie die Krupp-Stiftung hat, ärgere ihn nicht. "Ich bin nicht wütend. Aber die haben es einfach nicht verstanden."
Streit hatte es vor allem über die notwendige Finanzausstattung für die Stahltochter gegeben, damit diese eigenständig operieren könne. "Wenn sie die Tochter an die Börse bringen wollen, dann muss sie so ausgestattet sein von ihrer Eigentümerin, dass sie das kann." López aber "möchte nicht mehr Eigentümer sein, sondern sich gegenüber der Stahl AG verhalten wie eine Bank. Das heißt, er will ihr Darlehen geben - und das nicht mal ausreichend."
