G7-Gipfel mit Queen und roten Demonstranten
DW
Die Beratungen der wichtigsten Demokratien haben begonnen. Auch die Demonstranten laufen sich warm und Königin Elizabeth gibt sich die Ehre. Aus Carbis Bay Bernd Riegert.
Mit friedlichen und fantasievollen Protesten begleiteten einige hundert Demonstranten in St. Ives den Beginn des G7-Gipfels der mächtigsten westlichen Industrienationen im benachbarten Dorf Carbis Bay. Menschen, die als G7-Politiker, schwarze Vögel und rote Todesboten verkleidet waren, zogen durch die engen Gassen des beschaulichen Badeorts in Cornwall. Am Strand wurde getrommelt und gesungen. Einige Bewohner von St. Ives und ganze Rudel von Kameraleuten beobachteten das Treiben. "Ich frage mich, ob die so irgendwas erreichen. Die Leute sollten sich auf die großen Fragen konzentrieren, die entschieden werden müssen", sagt die Rentnerin Margaret S., die von ihrer Terrasse einen fantastischen Blick auf den Strand von St. Ives hat. Von dort hört man die Trommelklänge. "Wir können seit einer Woche nicht auf die Straße. Alles ist abgeriegelt. Wir sind im Lockdown", beklagt sich die Einwohnerin der Gipfel-Sicherheitszone. "Trotzdem ist es natürlich interessant. Ich habe viele G7-Gipfel im Fernsehen gesehen, aber ich hatte ja keine Ahnung, was da hinter den Kulissen alles so passiert." Hinter dem drei Meter hohen provisorischen Metallzaun, der an das Grundstück der Rentnerin grenzt, tagen seit dem Mittag die sieben Staats- und Regierungschefs und- chefinnen aus den USA, Frankreich, Deutschland, Italien, Kanada, Großbritannien und Japan. Zu dem Kreis gehören auch die Vertreter der EU, Ratspräsident Charles Michel und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Demonstranten am Strand fordern mehr Einsatz gegen den Klimawandel. Der britische Premier Boris Johnson und andere Gipfel-Gäste haben versprochen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Neue Zusagen sind in Carbis Bay aber nicht vorgesehen. Das bedeutendste Ziel des ersten persönlichen Gipfeltreffens seit zwei Jahren ist die Stärkung der demokratischen Staaten gegenüber den Autokratien in der Welt, meint ein hoher US-Diplomat, der den Gipfel mit vorbereitet hat. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel ist es deshalb besonders wichtig, Joe Biden, den neuen US-Präsidenten, zu treffen. "Er repräsentiert das Bekenntnis zum Multilateralismus, das uns in den letzten Jahren doch gefehlt hat", sagt Angela Merkel bei ihrer Ankunft im Strandhotel von Carbis Bay und spielt auf Bidens Vorgänger Donald Trump an, der die G7 und andere internationale Gremien torpedierte.More Related News