G7-Gipfel in Elmau - viel Show und nichts dahinter?
DW
Sie wollen die Klimakrise, den Hunger und den Krieg bekämpfen. Aber liegt das überhaupt in der Macht der G7-Staats- und Regierungschefs? Die einen verneinen das, andere fordern mehr Taten.
"Alle gegen die G7" steht in gelber Schrift auf einem lila Banner, auf dem eine große geballte Faust zu sehen ist, der fünf kleine Fäuste gegenüberstehen. "Ihr System bringt Krieg und Krise" ist an anderer Stelle zu lesen und: "Den Imperialismus treffen wir hier". Rund 900 entschiedene Gegner der G7 haben sich in Garmisch zu einer Demonstration versammelt.
Das Bündnis "Stop G7 Elmau" kritisiert die Machtfülle der sieben Staats- und Regierungschefs, die mit ihren Entscheidungen großen Einfluss auf das Schicksal der gesamten Welt haben. In den sieben reichen Industrienationen, die sich Mitte der 70er-Jahre informell zu den G7 zusammengeschlossen haben, leben nur zehn Prozent der Weltbevölkerung. Ihre Entscheidungen, auch wenn sie rechtlich nicht bindend sind, betreffen aber auch die übrigen 90 Prozent.
"Der globale Süden hat hier keine Stimme", kritisiert der Aktivist Christopher Olk. Indien, Indonesien, Argentinien, Senegal und Südafrika, die zum zweiten Gipfeltag eingeladen sind, seien nur deswegen dabei, weil sie Rohstoffe zu bieten hätten und im reichen Norden die Energie knapp wird. "Afrika darf nicht zum Plan B für die energiehungrigen G7 werden", ruft eine Aktivistin aus Uganda von einer großen Bühne, die auf dem Bahnhofsplatz in Garmisch aufgebaut ist.
Andere Redner warnen vor einer Eskalation des Kriegs in der Ukraine und vor dem Klimawandel. "Wir lassen nicht zu, dass sie unseren Planeten und unsere Zukunft zerstören", ruft eine Klimaaktivistin. Später formieren sich die Demonstranten zu einem Zug und ziehen - bewacht von hunderten Polizisten in Kampfmontur - mit lautstarken Rufen durch die Innenstadt.
20 Kilometer weiter, im oberhalb von Garmisch in einem schwer zugänglichen Tal gelegenen Elmau haben die Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industrienationen unterdessen ihre Gespräche aufgenommen. Zum Auftakt sprechen sie über die Weltwirtschaft und eine globale Infrastruktur-Initiative. 600 Milliarden Dollar sollen aufgebracht werden, um Investitionen etwa für Klimaschutz, im Energiesektor und im Gesundheitsbereich zu ermöglichen.