G20-Gipfel in Rom: Staatschefs treffen sich auf faschistischem Prunkgelände
Frankfurter Rundschau
Die Organisation des G20-Gipfels in Rom wählt eine bizarre Kulisse für das Treffen der Industrienationen: ein Prestigeprojekt des faschistischen Diktators Benito Mussolini.
Rom – Zur EUR in Rom schreibt der populäre Reiseführer Lonely Planet: „Zwangsläufig denkt man an Mussolini und die Faschisten, wenn man sich durch die Straßen mit ihrem brutalistischen Charme bewegt.“ EUR, das steht für „Esposizione Universale di Roma“ und sollte einst, im Jahr 1942, Austragungsort der Weltausstellung werden. Doch der Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg kam dem Diktator Benito Mussolini dazwischen.
Am diesem Wochenende nun ist die EUR Tagungsort des G20-Gipfels. In Rom kommen am Samstag (30.10.2021) und Sonntag (31.10.2021) die Staats- und Regierungschefs der sogenannten „20 wichtigsten Industrienationen“ zu ihrem Gipfeltreffen zusammen. Bereits am Freitag finden Gespräche statt. Mit dabei sind unter anderem Joe Biden, Präsident der USA, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der italienische Regierungschef Mario Draghi als Gastgeber des Gipfels. Ein wichtiges Thema ist der Klimaschutz. Aktivistinnen, Aktivisten und Entwicklungsorganisationen forderten die Industrienationen vorab auf, weitgehende Zusagen zu machen, globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Die Kulisse, vor der der G20-Gipfel stattfindet, ist mindestens bizarr. Denn in Italien ist das Leben und Arbeiten in der Umgebung faschistischer Relikte gang und gäbe. Erst im Jahr 2015 eröffnete das italienische Luxusmodelabel Fendi seinen neuen Hauptsitz im Palazzo della Civiltà Italiana, einem der Symbole faschistischer Architektur. Die Inschrift ganz oben am Gebäude bezeichnet die Italienerinnen und Italiener als „ein Volk von Poeten, Künstlern, Helden, Heiligen, Denkern, Gelehrten, Seefahrern und Auswanderern“. Pikantes Detail: Dieses Zitat stammt aus einer Rede Mussolinis aus dem Jahr 1935, mit der er die Invasion Äthiopiens ankündigte. Der sogenannte Abessinienkrieg, in dem Italien mit brutaler Härte vorging, wurde später als „erster faschistischer Vernichtungskrieg“ bezeichnet.