Fußball-WM: Algeriens "brüderliche" Unterstützung für Marokko
DW
Trotz diplomatischer Spannungen zwischen beiden Ländern unterstützen viele Algerier bei der WM Marokko. Die "Löwen vom Atlas" repräsentieren Afrika und die arabische Welt und vereinen die Menschen hinter sich.
"One, two, three! Viva l'Algérie!" diesen Schlachtruf hört man in den Tagen vor dem Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft oft im Souq Waqif, der Fanzone in Katars Hauptstadt Doha. Dazwischen werden oft die algerische Nationalhymne und traditionelle Volkslieder gesungen. Allerdings hatte sich Algerien für dieser Weltmeisterschaft gar nicht qualifiziert.
Das Team war zuletzt 2014 dabei und scheiterte im Achtelfinale erst in der Verlängerung gegen den späteren Sieger Deutschland . Aber das hat Hunderte von Algeriern nicht davon abgehalten, in Doha zu erscheinen, um ihre nordafrikanischen Nachbarn aus Marokko vor ihrem historischen Halbfinale gegen Frankreich zu unterstützen. Und die Marokkaner wissen die Unterstützung zu schätzen.
"Wir sind alle vereint", sagt Yasmine, eine Anhängerin der "Löwen vom Atlas", die sich freut, "dass alle Algerier uns bei diesem Turnier so unterstützen, wie wir sie 2014 unterstützt haben." Ahmed aus Casablanca stimmt dem zu: "Wir haben viele algerische Fans getroffen, mit denen wir die Flaggen getauscht haben. Jeder hier fühlt sich afrikanisch, jeder fühlt sich arabisch, jeder fühlt sich großartig."
Der Zusammenhalt erscheint überraschend angesichts der aktuell angespannten politischen Situation zwischen Algerien und Marokko, die ihre diplomatischen Beziehungen im August 2021 abgebrochen haben. Algerien ist unzufrieden mit der jüngsten Annäherung Marokkos an Israel und wirft dem Land außerdem vor, das "MAK", die Bewegung für die Autonomie der Kabylei (französisch: Mouvement pour l'autodétermination de la Kabylie) zu unterstützen. Die Kabylei ist eine Region in Algerien, in der in der Mehrheit das Berbervolk der Kabylen lebt. Das "MAK" fordert die Selbstbestimmung der Küstenprovinz und die Unabhängigkeit von Algerien.
Andererseits werfen die Marokkaner den Algeriern vor, die Kampagne der Polisario-Front für die Unabhängigkeit der Westsahara zu unterstützen und beschuldigen den algerischen Fußballverband wegen eines Trainingstrikots im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft der "kulturellen Aneignung".