
Fußball in Kolumbien: Spielfeld der Konflikte
DW
Seit April protestieren die Menschen in Kolumbien gegen soziale Ungleichheit und Polizeigewalt. Wieder ist der Fußball ein Sinnbild für die Krise: Die Austragung der Copa America ist in Gefahr.
Die erste Halbzeit in der kolumbianischen Hafenstadt Barranquilla dauerte mehr als eine Stunde. Mehrfach musste das Spiel zwischen Gastgeber America de Cali und dem brasilianischen Verein Atletico Mineiro unterbrochen werden. Blendgranaten explodierten in den umliegenden Straßen, Polizeisirenen heulten, Demonstranten brüllten ihren Frust heraus. Für einige Minuten zogen sich die Spieler in die Kabinen zurück, bis das Tränengas verzogen war. Die Partie im südamerikanischen Wettbewerb Copa Libertadores wurde zu Ende gespielt, doch dafür interessierte sich fast niemand. Kolumbien erlebt eine Staatskrise - wieder einmal. Seit Ende April demonstrieren immer wieder Zehntausende gegen Ungleichheit, Polizeigewalt und Korruption. Mehr als vierzig Menschen sollen bei den Protesten ums Leben gekommen sein, mehr als 800 wurden verletzt. "Das soziale Gefälle ist in Kolumbien besonders groß. Bildung, Medizin, Steuersystem - überall werden Menschen mit geringem Einkommen benachteiligt", sagt die kolumbianische Fußballerin und Aktivistin Juliana Lozana. "Die Menschen wollen ein Leben in Würde, doch sie werden von der Polizei brutal niedergeschlagen. Niemand denkt gerade über Fußball nach, denn es gibt Wichtigeres."More Related News