Friedensnobelpreis: Menschenrechtler aus Belarus, Russland und Ukraine ausgezeichnet
ProSieben
In Oslo wurde bekanntgegeben, wer in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis bedacht wird: Menschenrechtler aus drei Ländern teilen sich die Auszeichnung.
Das Wichtigste in Kürze:
Seit vielen Jahren setzen sie sich für den Schutz der Grundrechte der Bürger:innen und das Recht ein, Machthabende zu kritisieren: Das norwegische Nobelkomitee zeichnet in diesem Jahr Vorkämpfer für Menschenrechte mit dem renommierten Friedensnobelpreis aus. Geehrt werden der inhaftierte belarussische Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki, die russische Organisation Memorial und das ukrainische Center for Civil Liberties.
"Die Friedenspreisträger repräsentieren die Zivilgesellschaft in ihren Heimatländern", heißt es in der offiziellen Begründung auf der Homepage des Nobelkomitees. "Sie haben sich in herausragender Weise für die Dokumentation von Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch eingesetzt. Gemeinsam zeigen sie die Bedeutung der Zivilgesellschaft für Frieden und Demokratie."
Preisträger Ales Bjaljazki ist einer der Initiatoren der Demokratiebewegung in Belarus. 1996 gründete er die Organisation Wjasna (Frühling) und reagierte damit auf umstrittene Verfassungsänderungen, welche dem Präsidenten diktatorische Vollmachten verliehen. Wjasna wurde in den folgenden Jahren zu einer breit aufgestellten Menschenrechtsorganisation, welche unter anderem die Anwendung von Folter gegen politische Gefangene dokumentierte und dagegen protestierte. Immer wieder versuchten Regierungsbehörden, Bjaljazki zum Schweigen zu bringen. Zuletzt wurde er 2021 nach Demonstrationen gegen das Regime verhaftet und befindet sich noch immer ohne Gerichtsverfahren im Gefängnis.
Bei Memorial handelt es sich um eine 1987 in der ehemaligen Sowjetunion gegründeten Organisation, Mitbegründer waren unter anderem der Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow und die Menschenrechtsverteidigerin Swetlana Gannuschkina. Ziel von Memorial ist die Erinnerung an die Opfer der Unterdrückung durch das kommunistische Regime. Die Organisation basiert auf dem Gedanken, dass es für die Verhinderung neuer Verbrechen wesentlich ist, sich mit den Verbrechen der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Memorial zur größten Menschenrechtsorganisation Russlands. Ende 2021 zwang die Regierung sie zur Auflösung, Einrichtungen außerhalb Russlands bestehen allerdings weiter.