"Frauenquoten sind eine intellektuelle Beleidigung"
Süddeutsche Zeitung
Das sagt ausgerechnet Marika Lulay, eine der wenigen Vorstandsvorsitzenden in Deutschland. Wie sie den IT-Dienstleister GFT umgekrempelt hat und warum sie zwischendurch mit ihrem Rauswurf rechnete.
Fast wäre Marika Lulay beim Warten auf die richtige Welle untergegangen. Die 58-Jährige hat etwas gewagt, was einer Firmenchefin meist nicht verziehen wird: Sie hat den börsennotierten IT-Dienstleister GFT komplett umgekrempelt und dabei in Kauf genommen, dass der Aktienkurs erst nach unten ging und dann vor sich hindümpelte - und zwar nicht nur für ein paar Monate, sondern über Jahre. Und das in einer Branche, in der es die Anleger gewohnt sind, dass es immer nur bergauf geht. "Eine IT-Firma, die keine zweistelligen Gewinne macht, das gibt es doch gar nicht!" Diesen Satz hat Marika Lulay oft gehört, seit sie 2017 den Vorstandsvorsitz bei den Stuttgartern übernommen hat. Genervte Aktionäre, ungeduldige Mitarbeiter: "Ich war mir sicher, dass der Weg richtig ist. Aber ob das Unternehmen ihn mit mir zu Ende geht, das wusste ich nicht", sagt sie Anfang Oktober im Videogespräch aus ihrem Home-Office im Odenwald.