
Frauenhäuser in Deutschland stark überlastet
n-tv
Wer als Frau Hilfe vor häuslicher Gewalt sucht oder Angst um die eigenen Kinder hat, wird in Deutschland oft im Stich gelassen. Denn die 400 Frauenhäuser und Schutzwohnungen sind restlos überfüllt, freie Plätze innerhalb von wenigen Stunden besetzt. SPD-Chefin Esken will Abhilfe schaffen.
Die Frauenhäuser in Deutschland sind einer neuen Studie zufolge überlastet. Nach einer bundesweiten Datenauswertung des Investigativmediums "Correctiv.lokal" meldeten die ausgewerteten Frauenhäuser im Durchschnitt im Jahr 2022 an 303 Tagen, dass keine Aufnahme mehr möglich war. Wenn ein Platz frei wurde, war er den Angaben zufolge oftmals schon nach wenigen Stunden wieder besetzt. In die Auswertung flossen Daten von 200 Frauenhäuser aus 13 Bundesländern aus dem Jahr 2022 ein. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 400 Frauenhäuser und Schutzwohnungen mit knapp 8100 Plätzen.
Mit der am 1. Februar 2018 in Kraft getretenen Istanbul-Konvention des Europarates verpflichtet sich Deutschland, Gewalt gegen Frauen zu verhüten und zu beseitigen. Tausende Frauenhaus-Plätze fehlen nach den Richtlinien dieses Abkommens. Anfang Februar hatte SPD-Chefin Saskia Esken angesichts bestehender Lücken beim Schutz von Frauen vor Gewalt einen Ausbau der Hilfsmöglichkeiten angekündigt. Dafür solle ein bundeseinheitlicher Rahmen für die verlässliche Finanzierung von Frauenhäusern geschaffen werden, sagte sie. Das Hilfesystem werde bedarfsgerecht ausgebaut - und der Bund werde sich künftig an der Regelfinanzierung beteiligen.
Bereits in ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP 2021 unter anderem einen bedarfsgerechten Ausbau des Hilfesystems und eine Beteiligung des Bundes an der Regelfinanzierung angekündigt. 2021 hatten laut Daten der Frauenhauskoordinierung vom November 6431 erwachsene Bewohnerinnen zeitweilig in Frauenhäusern gelebt.