Frauen stehen in Myanmar an vorderster Front
DW
Seit dem Putsch in Myanmar treiben überwiegend Frauen den friedlichen Widerstand voran. Gleichberechtigung wurde so zum Thema in der breiten Öffentlichkeit.
Seit das Militär die Proteste nach dem Putsch vom 1. Februar gewaltsam niedergeschlagen hat, finden sich in den großen Städten wie Yangon oder Mandalay immer wieder Flashmobs zusammen, um gegen das Militär zu protestieren. Die zumeist jungen Demonstrantinnen und Demonstranten entrollen Plakate, brennen bengalische Feuer ab, skandieren Slogans und laufen dabei durch die Straßen, um sich kurz darauf in den Seitenstraßen zu zerstreuen.
Die Proteste sind lebensgefährlich, denn die Sicherheitskräfte schießen nicht selten ohne Vorwarnung oder fahren mit ihren Fahrzeugen in die Demonstranten. Die Videos, die anschließend in sozialen Medien verbreitet werden, zeigen klar: Immer sind Frauen an vorderster Front mit dabei.
Der 25-jährigen Htet Htar genügte der Straßenprotest nicht mehr. Sie hat sich im Juni den sogenannten Volksverteidigungskräften (People's Defense Forces) angeschlossen, also den bewaffneten Widerstand gegen das Regime. Sie sagte der DW: "Welche andere Wahl hatte ich? Das Militär hat uns alles genommen. Ich bin den Widerstandskräften beigetreten, um mein Land zu befreien." Auf die Frage, was sie motiviert, entgegnet sie: "Mein Glaube an ein freies Birma."
Dass Frauen und ihre Stellung in der Gesellschaft eine besondere Rolle spielten, zeigte sich schon zu Beginn der Proteste. Im Februar und März 2021, als es im ganzen Land zu großen Straßenprotesten kam und das Militär anfing, die Demonstrationen gewaltsam niederzuschlagen, nutzten die Demonstranten den Aberglauben der heranrückenden Soldaten gegen das Militär. Sie hängten traditionelle Wickelröcke von Frauen (birmanisch: Htamein) über die Straßen oder Barrikaden und nutzten sie als Flaggen. Der Aberglaube besagt: Wenn ein Mann unter Frauenkleidern hindurchgeht, büßt er physisch und spirituell Manneskraft ein. Zwar konnte die Aktion die Militärs nicht dauerhaft aufhalten, aber manche Soldaten nahmen tatsächlich einen Umweg, was den Demonstranten wichtige Sekunden verschaffte, um sich in Sicherheit zu bringen.
Myanmar ist ein konservatives Land, in dem Männer das Sagen haben. Es hat zwar schon immer starke Frauen wie Aung San Suu Kyi gegeben, aber die Ausnahmen bestätigen in diesem Fall eher die Regel.