
Frauen in Führungspositionen: Was hat sich 2021 getan?
DW
Der Frauenanteil in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft steigt, allerdings nur sehr langsam. Wenn es eine Frau aber in den Vorstand schafft, verdient sie meist besser als ihre männlichen Kollegen.
Der Druck scheint zu wirken. Seitdem das zweite Führungspositionengesetz (FüpoG) im August in Kraft getreten ist, steigt die Zahl der Frauen, die in die Vorstände berufen werden. Denn die müssen künftig stärker berücksichtigt werden. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen spätestens vom kommenden Sommer an bei Nachbesetzungen sicherstellen, dass mindestens eine Frau im Vorstand vertreten ist. Das betrifft insgesamt 66 Firmen.
Wer dem nicht nachkommt, muss das zumindest begründen, ansonsten droht ein Bußgeld. Und das bewegt einige Firmen zum Handeln. So hat etwa der Autobauer Porsche, dessen Vorstand bisher immer rein männlich besetzt war, seit dem Sommer erstmals eine Frau im obersten Management. Barbara Frenkel ist im Vorstand zuständig für Beschaffung.
Genaue Zahlen gibt es da bisher nur für die Unternehmen im DAX 40. Als die oberste deutsche Börsenliga im September von 30 auf 40 Aktiengesellschaften erweitert wurde, lag der Frauenanteil bei 17,4 Prozent. Nach Berechnungen der Allbright-Stiftung, die sich für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt, liegt der Anteil aktuell bei 18,0 Prozent, das entspreche 44 Frauen. Drei weitere Frauen seien schon bestellt. Und die Vorstände von Airbus, Daimler als auch der Deutschen zählen sogar je drei weibliche Mitglieder, bald auch die Allianz.
"Durch gesetzliche Veränderungen erleben wir, dass es funktioniert. Das haben wir auch beim ersten FüpoG (ab 2015 - d. Red.) schon gesehen", sagt Anja Seng. Die Professorin für Betriebswirtschaft an der Essener FOM Hochschule für Oekonomie & Management ist Vizepräsidentin der Organisation "Frauen in die Aufsichtsräte" (Fidar). Die hat neben den Kontrollgremien aber auch die anderen Führungsebenen in der Wirtschaft im Blick. Sowohl in der Privatwirtschaft als auch in öffentlichen Unternehmen zeige sich immer wieder, dass eine Quote oder eine gesetzliche Regelung die stärkere Beteiligung von Frauen voranbringe.
Mit der DAX-Erweiterung zeigte sich aber auch: Die Hälfte der neu aufgenommen Unternehmen hatte überhaupt keine Frau im Vorstand, so dass sich nach Angaben der Beratungsgesellschaft Russell Reynolds der Anteil der Dax-Vorstände ohne Frauen von 13 Prozent auf 23 Prozent erhöhte. Die Vorstände der DAX-Mitglieder Brenntag, Delivery Hero, Hello Fresh, Linde, MTU, Sartorius und Symrise sind immer noch rein männlich besetzt.