
Franziskus verfolgt für Kirche "Idee einer Gruppentherapie"
n-tv
Derzeit tagt die Weltsynode in Rom. Den Teilnehmern ist jedoch jede Art von Kommunikation mit den Medien untersagt. "Dieser Mangel an Transparenz ist negativ", findet Marco Politi. Wie es um die Katholische Kirche steht und wie der Stand beim Dauerstreit zur Frauenfrage ist, erklärt der Vatikan-Kenner und Autor einer Biografie über Papst Franziskus. Und er erklärt, was der Papst mit einer Schildkröte gemein hat.
ntv.de: Hat den Papst der Mut verlassen, die Kirche grundlegend zu reformieren? Will er nur noch "den Laden zusammenhalten" und seinem Nachfolger eine - auf dem Papier - einige Kirche übergeben?
Marco Politi: Gehen wir von der Tatsache aus, dass er zehn Jahre etwas überstehen musste, das ich mit einem Bürgerkrieg in den Rängen der Kirche beschreiben würde. Gegen ihn standen nicht wenige konservative Kardinäle, Bischöfe, manchmal sabotierende Bischofskonferenzen und sogar ein emeritierter Papst. Die Kirche ist heute ein Flickenteppich verschiedener Tendenzen, Visionen und Kulturen. Es gibt Bischofskonferenzen, die tief gespalten sind, wie die US-amerikanische, und große Unterschiede zwischen den Kirchen von Osteuropa und Westeuropa. Diese Unterschiede sieht man bei allen offenen Fragen. So wollen Kirchen der nördlichen Hemisphäre Homosexuellen einen Segen spenden dürfen, in Afrika ist man total dagegen. Insofern muss Franziskus wirklich das Ganze zusammenhalten.