Franziskus redet Orban ins Gewissen
n-tv
Es ist buchstäblich eine Moralpredigt, die sich der ungarische Premier beim Besuch des Papstes in Budapest anhören muss. Franziskus beschwört in Orbans Beisein die Werte Europas im Umgang mit Flüchtlingen. Zum Krieg in der Ukraine bleibt der 86-Jährige allerdings vage.
In seiner ersten großen Rede während seines Ungarn-Besuchs hat Papst Franziskus klare Worte in Bezug auf Europa und Migration gefunden. Im Beisein des rechtspopulistischen Regierungschefs Viktor Orban warb das Oberhaupt der katholischen Kirche für den europäischen Traum und forderte einen menschenwürdigen Umgang mit Migranten und Flüchtlingen.
Der 86-jährige Argentinier rief unter anderem dazu auf, Wege und Mittel zu finden, um die vor Konflikten, Armut und Klimawandel Fliehenden in Europa aufzunehmen. Das Thema der Migration und Flucht sei ein Thema, das sich früher oder später auf alle auswirken werde. "Deshalb ist es dringlich, dass wir als Europa an sicheren und legalen Wegen arbeiten, an gemeinsamen Mechanismen angesichts einer epochalen Herausforderung, die nicht durch Zurückweisung eingedämmt werden kann, sondern angenommen werden muss."
Diese Worte richteten sich offensichtlich vor allem an Orban, mit dem Franziskus zuvor zu einem Gespräch zusammengekommen war. Der rechtsnationalistische Regierungschef beschreibt sich gern als Wächter eines "christlichen Europas" gegen Einflüsse aus dem arabischen Raum. Ungarns Gesetze zu Migration und Flüchtlingen stehen oftmals im Widerspruch zu internationalem und EU-Recht. Grundsätzlich ist es etwa Schutzsuchenden, die ungarisches Gebiet erreicht haben, nicht möglich, um Asyl zu ersuchen. Der Papst hingegen ruft regelmäßig zur Hilfe für Menschen aller Konfessionen auf, die vor Krieg und Armut flüchten.