
Französischer EU-Politiker wirft Deutschland „Scheinheiligkeit“ vor
Die Welt
Die EU-Kommission will Investitionen in Gas und Atomkraft als umweltfreundlich kennzeichnen. Ein französischer EU-Abgeordneter kritisiert die deutsche Debatte über den Vorschlag. Im EU-Parlament wächst unterdessen der Widerstand gegen die Kommissionspläne.
Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Europaparlament, Pascal Canfin, hat die deutsche Debatte über den Taxonomie-Vorschlag der Europäischen Kommission als „scheinheilig“ angegriffen. „Der Vorschlag ist ein guter Kompromiss zwischen deutschen und französischen Wünschen“, sagte Canfin, der als Vertreter der Interessen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron im EU-Parlament gilt, im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Donnerstag. Deutschland habe Erdgas und Frankreich die Atomkraft als nachhaltig einstufen wollen.
In dem Vorschlag werde außerdem klar zwischen Erneuerbarer Energie und Atomkraft unterschieden, betonte Canfin. Die Atomkraft werde schließlich nur als Übergangstechnologie eingestuft, die nützlich sei, aber nicht grün. Auch die Kritik an den Anforderungen an Gaskraftwerke wies Canfin zurück. „Die Vorgaben entsprechen eins zu eins dem Koalitionsvertrag“, sagte er. „Was wahr in Berlin ist, muss auch wahr in Brüssel sein.“ Er rechne dennoch nicht mit der Zustimmung der Bundesregierung zu dem Taxonomie-Vorschlag, sagte Canfin weiter. Ein „Nein“ könne er sich aber auch nicht vorstellen.