Frankreich hofft auf schwimmende Offshore-Windparks
DW
Frankreich will Champion im Bereich der schwimmenden Offshore-Windparks werden. Diese Form der Erneuerbaren könnte dazu beitragen, künftige Energiekrisen zu lösen. Doch gibt es Hürden.
An diesem Montagmorgen hängen dunkle Wolken über der Baustelle in der Hafenstadt Fos-sur-Mer an der französischen Mittelmeerküste. Der Wind bläst so stark, dass die Gruppe Journalisten sich beizeiten dicht um Christine de Jouëtte drängen muss, um sie zu verstehen. "Die Plattformen hier hinter mir sind 45 Meter hoch, an allen drei Seiten 80 Meter lang und 2500 Tonnen schwer", sagt sie und zeigt auf drei riesige, gelb-graue Metallstrukturen.
De Jouëtte ist Angestellte des Energieriesen EDF Renouvelables und Projektleiterin von Provence Grand Large, einem von Frankreichs vier schwimmenden Offshore-Windpilotparks. Das Land hat als erstes weltweit kommerzielle Ausschreibungen für solche schwimmenden Projekte organisiert und will Champion in dem Sektor werden. Doch noch gibt es finanzielle und technische Hürden. Und Frankreich ist nicht das einzige Land im Rennen.
Provence Grand Large will man im nächsten Frühjahr an den Projektstandort 17 Kilometer von der Küste entfernt bringen. Die Projektentwickler, zu denen auch die kanadischen Unternehmen Enbridge und CPP Investments gehören, geben insgesamt 300 Millionen Euro für den Windpark aus. Der hat zwar nur eine Kapazität von 25 Megawatt - das ist vierzigmal kleiner als ein Atomreaktor. Dennoch ist Offshore-Windenergie auf schwimmenden Plattformen für de Jouëtte ein Hoffnungsschimmer in Zeiten der Energiekrise, die vor allem durch Russlands Invasion der Ukraine verursacht wurde.
In Frankreich stehen zudem Dutzende Atomreaktoren seit Monaten aufgrund von Wartungsarbeiten still - wobei Nuklearenergie in Normalzeiten rund 70 Prozent der Stromproduktion ausmacht. Die schwimmenden Parks haben dabei laut Experten einen entscheidenden Vorteil: Sie liefern, anders als bisherige Erneuerbare, rund um die Uhr Elektrizität.
"Herkömmliche Offshore-Windparks, die man auf Fundamenten aus Beton oder Metall errichtet, kann man nur in Wassertiefen bis etwa 50 Metern bauen", erklärt die Projektleiterin gegenüber DW. "Bei schwimmenden Offshorewindparks, die man zum Beispiel durch Drahtseile am Meeresboden befestigt, gibt es eine solche Begrenzung nicht. Man kann sie an extrem windigen Orten aufstellen. Diese Energieform könnte einer der Schlüssel auf dem Weg zur Klimaneutralität sein." Am künftigen Standort von Provence Grand Large beträgt die Wassertiefe um die 100 Meter.