Frankfurt sammelt Hilfsgüter für Ukraine: „Solidarität ist unglaublich“
Frankfurter Rundschau
Unzählige Menschen bringen am Wochenende Sachspenden an die Hauptwache in Frankfurt. Die Sammelaktionen sollen bald weitergehen.
Frankfurt – Für Petra Hasse kommt die Frage, warum sie helfe, unerwartet. „Da sind Menschen in Not“, sagt sie lapidar. Dabei ist ihr völlig gleich, ob es sich um Bedürftige aus der Ukraine, aus Russland oder aus Afrika handele. Spontan haben sich helfende Hände aus der ukrainischen Gemeinschaft aber auch andere Freiwillige zusammen gefunden, um an der Hauptwache in Frankfurt Sachspenden für Menschen in der Ukraine zu sammeln. „Die Solidarität ist unglaublich“, sagt Jumas Medoff, der die Aktion koordiniert.
Der Frankfurter Stadtverordnete und Vorsitzende der Kommunalen Ausländervertretung ist dafür prädestiniert. Aufgewachsen ist er in Aserbaidschan, seine Frau stammt aus der Ukraine, er spricht mehre Sprachen fließend, wenn er in der Hektik auch manchmal gedanklich stolpert und Menschen auf Englisch anspricht, die deutsch, ukrainisch oder türkisch antworten. Dann rudert er ein bisschen durch die Sprachmodi.
Die Liste der wegen des Ukraine-Konflikts benötigten Güter ist lang. Medikamente, wie Paracetamol, Ibuprofen, Pflaster, Binden, Bandagen, durchaus auch Mund-Nasenmasken. Corona ist auch in der Ukraine noch ein Thema, vor allem für die Menschen, die Schutz vor den russischen Angriffen im U-Bahnschacht suchen (beispielsweise in Kiew). Benötigt werden auch Decken, Schlafsäcke, Isomatten, Jacken, Hygieneartikel, Babynahrung, Windeln, Feuchttücher, Hygieneartikel, Batterien, Kerzen, Taschenlampen, Konserven, Energieriegel, Nüsse, Trockenfrüchte.
Zwei Sprinter seien bereits losgefahren, sagt Medoff. „Alles Freiwillige.“ Sie brächten die Hilfsgüter an die Ukrainische Grenze. Medoff dankt auch dem Café Hauptwache, das schnell zugestimmt habe, dass davor ein Warenlager entstehen dürfe. So viel Hilfe kommt zusammen, dass die Menschen eine Kette bilden und im Gebäude ein Zwischenlager einrichten. Jetzt hofft Medoff auf schnelle, unbürokratische Hilfe durch die Stadt Frankfurt, um einen Ort zu finden, der als dauerhafte Sammelstelle für Hilfsgüter dienen könnte.
Manche Frankfurterinnen und Frankfurter kommen erst vorbeigeschlendert und schauen auf der Liste, was eigentlich gebraucht wird. „Ich fühle mit den Menschen“, sagt eine davon. „Es hätte jeden von uns treffen können“, glaubt sie und schaudert kurz. Wurzeln in der Ukraine habe sie keine, sie stamme aus Argentinien. Am Nachmittag wolle sie noch einmal Sachen bringen. „Ich kann nicht so viel auf einmal tragen.“